[berlin / 11.02.2023] about blank: staub

das zehnjährige jubiläum wird begangen, 24 stunden lang.

flyer zur staub vom 11. februar 2023

ablauf

lobby
10:00 verboten
13:00 nadine talakovics
15:00 marcel heese b2b stype
18:00 ahu b2b modschi
21:00 zesknel live
22:00 j dj
00:00 elena sizova
02:00 boyd schidt
05:00 alexis phase
07:00 mareena

mdf
13:00 alex tomb
16:00 sebastian kökow
18:00 sissys reiterstaffel
20:00 the exaltics live
21:00 caleb esc
00:00 stanislav tolkachev
02:00 bertrand b2b yacoub
04:00 madalba b2b dk dent
07:00 irakli (b2b yacoub b2b dasha rush)

zelt
14:00 ninasupsa
16:00 i.nez
18:00 paso
20:00 alienata b2b dj flush
22:00 (pause)
22:30 early_desire
02:30 eva

secret floor (hütte)
00:00 kiskelfacit
02:00 charlie dior
04:00 marc von der hocht

nachbetrachtung

bin bei meinem fazit auch eine woche danach immer noch zwiegespalten. das hat jedoch absolut nichts mit der hervorragenden gastfreundschaft und den großen mühen, die sowohl seitens der staub als auch vom about blank ins jubiläum investiert worden sind, zu tun. objektiv gesehen war das eine geburtstagsfeier mit allen schikanen – bzw. dank merch und smiley-offensive sogar mehr als das. deren leuchten an der fassade waren schon ein tolles bild, als ich gegen 2 uhr für eine kurze schlafpause ging.
auch wenn mir der füllgrad ab dem späten nachmittag etwas viel wurde, war ich sehr froh, dass der zuspruch gegeben war und darüber hinaus die riesen-schlange beim gehen zu sehen. ich hoffe, die stammgäste haben die erstgäste vom nachtpublikum ordentlich davon überzeugt, dass sich ein wiederkommen lohnt.

mein ambivalentes bild hat (und der kommende absatz ist wirklich sehr offensichtliches fischen nach komplimenten) vielmehr mit der tatsache zu tun, dass die vorfreude darauf, ein nicht nur techno-dominiertes set zu spielen und dafür mindestens in richtung dj-pult fliegende blumen oder kuscheltiere (idealerweise beides) zu bekommen, sich nicht so recht erfüllt hat. electro (also der stil mit prägnanter snare auf der zwei und vier mit ungerader kickdrum und nicht „elektro“, was die jungen leute so ab mitte/ende der 2000er-jahre als synonym für „ich geh zu techno-musik feiern“ etabliert haben) sollte zur auflockerung der 4/4-kick und als kontrast zum mdf dienen. tat es auch, aber auch mit ähnlich halb geleerter tanzfläche wie bei meiner premiere im märz 2017. ich fühlte mich in der zweiten stunde also ganz schön unwohl angesichts der tatsache, den durch nadine sehr gut auf betriebstemperatur gebrachten floor abgekühlt zu haben.
klar ist es toll, veranstalter*innenseitig den blankoscheck für narrenfreiheit in petto zu haben und es lässt sich darüber debattieren, ob der gerade beim jubiläum eingelöst werden muss. andererseits auch: warum nicht?
überhaupt steht bei mir seit dem jubiläumswochenende vielmehr die frage im vordergrund, ob diese selbstgeißelung überhaupt sein muss, wenn nicht nur marcel als sparringspartner, sondern auch die teile des publikums freude am set hatten, die im zweiten drittel geblieben waren – zumal wir die kurve zurück zur gut gefüllten tanzfläche dank chicago, anderen geradlinigen tracks und frisch ankommenden neuen gästen in der letzten stunde bekommen haben.
das alles nicht ausschließlich persönlich, sondern auch andere tatsachen in den blick zu nehmen (offenes zelt, ein fahrt aufnehmender mdf, gesteigerter publikumszustrom ab 17 uhr) und lieber auf die eigene stilsicherheit vertrauen anstatt sich vom zuspruch anderer abhängig zu machen (von dem es nie genug geben kann) – diese erkenntnis und die tatsache, dass ich in der hinsicht (weiterhin) an mir arbeiten muss, habe ich aus dem wochenende mitgenommen. und das ist mitnichten negativ zu sehen, sondern für mich persönlich ein ganz schöner schritt nach vorne. insofern sollte es bitte bei diesem fischen bleiben. die aufbauarbeit dafür, sich davon zu befreien, muss ich leisten und dabei auch lernen, gegenwind auszuhalten.

objektiv gesehen bin ich immer noch erstaunt, dass es zwischen marcel und mir vier jahre nach dem letzten b2b-set (in der else) immer noch so harmoniert, dass wir eigentlich nur mit unseren usb-sticks auftauchen mussten und vor set-beginn lediglich grobe absprachen getroffen haben. der rest war spontaneität und gegenseitiges vertrauen darin, den eigenen geschmack in den letzten jahren nicht soweit verwässert zu haben, dass es überhaupt keine schnittmengen mehr gibt. im gegenteil: die waren ziemlich groß. auch wenn wir in den ersten beiden stunden nicht den geschmack von teilen des publikums getroffen haben, kam’s zumindest uns nicht wie kraut und rüben vor. außerdem ist’s für meine begriffe immer noch besser, drinnen einen floor zu haben, auf dem nicht lediglich „techno, nur minimal anders als auf dem mdf“, sondern was stilistisch völlig anderes läuft. und soviel steht fest: das haben wir nun wirklich hingekriegt.

zwiegespalten war ich auch bei meinen zwei „schichten“.
in der ersten war ich eher rastlos. vor dem set eh kaum aufnahmefähig bzw. mit bekannten am plaudern. das hat sich danach auch nicht wirklich geändert, was aber auch am allgemeinen füllgrad und dem laut krakeelenden inneren kritiker lag.
insofern eher momentaufnahmen:
ahu / modschi eher technoid, dark-dubbig, passte zur uhrzeit.
alienata / flush: ach, chicago geht immer. „technology’s out of control“ von green velvet zum schluss.
caleb esc: wie schon im ifz = weniger trippig, mehr perkussiv. mdf verdientermaßen fast bis zum anschlag gefüllt.
elena sizova: schnell, auch mit breakbeats, schön brachial. die dame merke ich mir.

die zweite schicht (ab kurz vor 8 uhr) war für mich wesentlich entspannter. das nachtpublikum größtenteils wieder weg, dafür stammgäste und (noch viel schöner) staub-schlüsselfiguren auf der tanzfläche. das war diese stimmung, auf die mensch als veranstalter*in so hinarbeitet und das publikum idealerweise mit ansteckt (oder auch umgekehrt): nach allem stress im vorfeld (gerade bei jubiläen) endlich mal loslassen können, weil jetzt erstens eh alles und zweitens sogar ziemlich gut gelaufen ist – mensch sich also keinen druck mehr machen muss. (randnotiz: auch mein innerer kritiker war leiser – schlafmangel wirkt!)
sowohl in der lobby als auch auf dem mdf gab es den passenden soundtrack dazu. mareena vom tempo (um die 140 bpm) sogar etwas zackiger als irakli (plus yacoub plus dasha) drüben. wie schon im berghain vor ein paar monaten: wer mit techno aus schweden ende der 1990er-jahre was anfangen konnte, wird an ihrem set helle freude gehabt haben. „evolution 1“ von eusebeia als letzter track.
auf dem mdf war’s alexander kowalski & raz ohara mit „all i got to know“, zwischendrin noch „one finger“ von dj one finger erkannt.

kann mensch nicht häufig genug sagen: danke und herzen für die staub und an diejenigen, die sich auf unsere experimente zwischen 15 und 18 uhr eingelassen haben.

[berlin / 03./04.02.2023] philharmonie berlin: strom – festival für elektronische musik

nach der ersten, für meine begriffe sehr geglückten ausgabe freut es mich immens, dass es (wegen der allgemeinen pause im bereich der e- und u-musik) drei jahre danach eine neuauflage gibt. bin an beiden tagen da.

strom – festival für elektronische musik

freitag, 03. februar 2023
20:00 – 21:30 stefan goldmann foyer
21:45 – 22:45 hauschka + kai angermann (live) großer saal
22:45 – 0:00 nídia foyer
0:15 – 1:15 wolfgang voigt präsentiert gas (live / av) großer saal
1:15 – 3:00 marcel dettmann foyer

samstag, 04. februar 2023
20:00 – 21:30 upsammy foyer
21:45 – 22:30 transformed acoustix: mitglieder der berliner philharmoniker + simon stockhausen (live) großer saal
22:30 – 23:30 blawan (live / av) foyer
23:45 – 0:50 robert henke präsentiert cbm 8032 av (live / av) großer saal
0:50 – 3:00 juan atkins foyer

beide tage
the trembling line von aura satz (installation) hermann-wolff-saal

visuals
pfa studios foyer

nachbetrachtung

weil der text mal wieder länger ist, gibt’s das fazit vorab: im großen und ganzen großartig. könnte sich glatt zu meinem jährlichen stammtermin entwickeln, sofern das wiederholt wird.
mich euphorisiert – wie bei der erstausgabe vor drei jahren auch schon – die tatsache, dass techno (bzw. besser die elektronische musik) es in ihren zahlreichen experimentiellen spielarten nach drei jahrzehnten in so einen rahmen geschafft hat und sich beides gegenseitig zu befruchten scheint. hatte zumindest beim personal den eindruck, dass wenige zwar immer noch fremdelten, andere wiederum von der informalität überaus angetan waren. steht immer noch auf meiner liste, mal tatsächlich ein klassisches konzert im großen saal zu erleben. aber selbst basslastige acts (gas, robert henke) waren dort kein problem und die transparenz im klang sucht ihresgleichen.

was ist verbesserungswürdig?

der anteil von frauen im line-up. war vor drei jahren minimal besser. aber insbesondere die ausschließlich durch herren bestrittenen konzerte im großen saal zeigen die strukturellen probleme der letzten drei jahrzehnte auf, in denen sich nicht viele damen auf den „großen“ labels (warp, ninja tune, r&s) profilieren konnten. mira calix fiele mir da ein, nur kann mensch sie leider nicht mehr fragen. glaube jedoch, dass sich bei ihr wie bei meinen wunschkandidatinnen (sarah davachi, kali malone) während der zusammenstellung des line-ups die frage gestellt hätte, ob der bekanntheitsgrad dem kartenvorverkauf zuträglich ist.
so finden die damen (wie vor drei jahren auch) leider auf dem nebenschauplatz im foyer statt. als ausgleich zu drinnen hätte ich’s besser gefunden, ihnen im foyer mehr raum zu geben (neben upsammy und nídia hätte lady starlight oder auch dasha rush für meine begriffe dort ziemlich gut gepasst). ich befürchte jedoch, dass dieses strukturelle problem, was selbst in den clubs erst seit wenigen jahren im bewusstsein angekommen und schwierig umzusetzen ist, dauerbrennerthema bei eventuellen wiederholungen in den nächsten jahren bleibt.

großes votum für eine vierpunkt-beschallung im foyer. der raum bringt schon von sich aus jede menge reverb mit, so dass feinheiten im sound untergehen, sobald mensch im hinteren drittel steht. war gerade bei upsammy zu merken, bei deren stil die feinheiten im hintergrund stattfinden, was vorne wahrscheinlich deutlich zu hören war. hinten kamen dann eher die rhythmischen strukturen an.
ideal wäre im foyer noch das mapping der visuals an der schrägen decke. bei beiden wünschen ist’s aber für mich gerade bei den aktuellen gegebenheiten verständlich, dass die produktionskosten im blick behalten werden müssen.

als letztes (aber dafür kann die festival-organisation nichts): die partielle ignoranz des publikums. es kann nicht angehen, dass leute bei beginn von konzerten und darüber hinaus im großen saal einfach weiterquasseln, ohne überhaupt ein gespür dafür zu haben, dass die raumakustik das weiterträgt. ist nicht wie im club, bei denen die anlage alles überlagert. mir wurde zugetragen, dass jemensch die gesamte erste hälfte des gas-sets einfach gefilmt hat und dann gegangen ist.
dann noch zaungäste mitten auf der tanzfläche, was jedoch stellenweise auch als unsitte in clubs einzug gehalten hat. während des blawan-sets war mir beim vor uns mit verschränkten armen stehenden dreiertrupp schon sehr danach, ihnen (und ich bitte bei der kaum verhohlenen aggression um verzeihung) mit anlauf in den allerwertesten zu treten oder eine semi-repräsentative umfrage zu starten, woran es jetzt hapert. ehe das falsch verstanden wird: nein, es waren keine personen älteren jahrgangs, sondern allesamt aus einer jüngeren alterskohorte als meinereiner, denen ich durchaus zutraue, in den vergangenen jahren zum 4/4-takt in clubs geübt zu haben. wenn’s mir nicht zusagt, gehe ich einfach an den rand und hab ein auge dafür, ob es den leuten um mich herum gefällt. hab mich in dem fall für partielle ignoranz entschieden bzw. mir steht auch nicht der sinn nach grundsatzdebatten. auch nicht im club.

was war besser als bei der erstausgabe?

das licht im foyer, da weniger hell. klar war das immer noch sehr bühnenfixiert, was nun wiederum zum gleichen act-fixierten „phänomen“ führte, wie es sich auch mittlerweile in clubs beobachten lässt: alle tanzen in die gleiche richtung. aber die bunten spots an den säulen mit ihren wechselnden farben schufen schon mal ansatzweise clubatmosphäre.

der dramaturgische aufbau am zweiten tag. zum ersten kann ich nicht so viel sagen, da wir es erst zum finale von hauschka / angermann hingeschafft haben. damit endlich zur schlüsselfrage.

wie waren die protagonist*innen?

hauschka / angermann: überraschend perkussiv / sequentiell / loop-orientiert, bin aber auch mit seiner diskographie nicht vertraut.
nídia: da standen wir eher an der bar ganz links im foyer, wo vom sound wie bei der erstausgabe nicht viel mitzukriegen war, außer dem bass. insofern halte ich mich bei bewertungen raus.
gas: ohne worte. „neuer goldstandard“ sagte ich zu meiner begleitung danach. sind danach noch ein paar minuten sitzengeblieben, um das sacken zu lassen. gibt damit jetzt ein neues luxusproblem: sollte wolfgang voigt das nochmal aufführen, muss sich das set am erlebnis aus dem großen saal messen lassen. hab nur „zauberberg 3“ als letzten track erkannt. aber dieser transparente klang, in dem neben dem rauschen und dem wuchtigen bass alles an akkorden zu hören war sowie die ineinander fließenden strukturen bzw. das sich einfach organisch entwickelnde set war nichts weniger als ein sog, der gerne noch zwei stunden so hätte weitergehen können. war jedenfalls mehr als eine entschädigung für die unterirdischen akustischen gegebenheiten in der volksbühne anno 2009. großartig. punkt.
marcel dettmann hat für mich gezeigt, welchen anteil er daran hatte, dass die mittage im berghain vor 15 jahren immer länger wurden, wenn er für den schluss angesetzt war. wuchtige bassläufe, hin und wieder dichtere hihats, rauh in der soundästhetik und sexy im groove zugleich. dazu noch abwechslungsreich im stil. ein auf seine art und weise ähnlicher sog wie bei wolfgang voigt zuvor drinnen – mit stellenweise richtiger clubatmosphäre (und meinem vorsatz, ihn zeitnah mal wieder beim heimspiel am wriezener karree hören zu wollen).
upsammy kam am tag darauf erst in ihrer letzten halben stunde in schwung. weite teile ihrer ersten hälfte wirkten statisch, zumindest so als ob ein rhythmischer loop läuft. aber wie erwähnt: eindruck aus der hinteren hälfte, ohne wirklich was von den dahinter liegenden sounds mitbekommen zu haben. wenn jemensch der hier mitlesenden in den vorderen reihen stand, bitte ggf. flankieren / widersprechen.
transformed acoustix: bei simon stockhausen lief alles im mixer und damit beim arrangement zusammen – also live aufgenommene bratsche, kontrabass sowie xylophone / andere schlaginstrumente. das alles durch effektgeräte geschickt, verfremdet, mit dem bereits vom vater bekannten blubber-sounds versehen. war schon interessant zu hören und hätte nicht unbedingt die passage mit den beats darunter gebraucht. wirkte als zugeständnis daran, nicht die ganze zeit zu experimentiell klingen zu wollen, wobei ich einfach mal annehme, dass manche sich im voraus ein bis zwei stücke seines vaters angehört haben und er auch gerne aus dessen schatten treten würde. war jedenfalls nicht deplatziert, aber halt auch schwer zugänglich. kann mensch jetzt darüber streiten, ob das nicht eher intellektuelles schaulaufen oder als grundlage für die entwicklung der zugänglicheren tanzbaren musik unabdingbar ist. da der rest des festivals beides gut miteinander vereinbaren konnte, fand ich’s gerade zu der uhrzeit richtig platziert.
blawan: zog kompromisslos seinen stil und sein tempo durch. meine damen und herren von der 150+-bpm-fraktion: so geht das! keine stur gleich klingende kickdrum, sondern swingende hihats, rave-basslines nur wo sie sein müssen, ansonsten wird der sub-bereich nicht vernachlässigt und einfach spaß gehabt anstatt nur hart klingen zu wollen. würde ich so kaufen, wenn das im laufe des jahres auf ternesc (oder sonstwo) erscheint.
robert henke: der ansatz des projektes ist auf seiner website hinreichend beschrieben. für mich ist er wegen so vielem im positiven sinne zu beneiden: er hält so gut wie alle fäden bei der konzeptionellen entwicklung und der umsetzung (programmierung der soft- und hardware) in der hand. bei ihm trifft die kombination aus einem unbändigen forschergeist und einer bodenhaftung zu, mit der er für jede*n verständlich erklärt, welche motivation seinen projekten zugrunde liegt und wie sich das technisch umsetzen lässt. dazu noch diese diebische jungenhafte freude beim spielen (gerade wenn er merkt, dass es klappt), wo er zeigt, dass sich aus vermeintlich antiquierten maschinen sounds vermeintlich angestaubte sounds kitzeln lassen, die sich aber so bearbeiten lassen, dass es – wie eine gute monolake-produktion – zeitlos klingt und dabei höllisch tanzbar ist. mehr als verdiente standing ovations, mein höhepunkt des samstages.
juan atkins: ist mir bereits im tresor nicht als technisch bester dj aus motor city begegnet, entsprechend wenig habe ich erwartet. lag auch dieses mal beim beatmatching sehr häufig daneben. großes „aber“: auswahl und abfolge der tracks haben das set überraschend gut werden lassen bzw. richtiggehend hochgerissen. außerdem erkennt er schnell genug, wann es keinen sinn mehr ergibt, den übergang noch retten zu wollen und er blendet dann schnell über. schlüsseltracks im set räumt er genügend zeit ein – und derer gab es einige. klar war’s ein schaulaufen bzw. best-of dessen, was detroit hervorgebracht und auch beeinflusst hat („computerwelt“ von kraftwerk war der erste track) und manchen connaisseuren vielleicht nicht tief genug in der kiste gewühlt, obwohl er (dankenswerterweise) offensichtliche hits vermieden hat (knights of the jaguar, the bells). ich hatte dank begleitung jedenfalls richtig viel spaß daran, wieder mal tracks zu hören (und sie zum teil sogar richtig zuordnen zu können), die vor 25 jahren große spuren hinterlassen haben und dank tresor sowie hardwax im subkulturellen gedächtnis der stadt eingebrannt sind. dabei auch kurz die gewissensbisse überwunden, als „strings of life“ lief, der trotz filigraner melodie auch einen ganz schönen punch mit sich bringt und das publikum im foyer mitfedern ließ. da habe ich die vorwürfe an derrick may ausgeblendet und mich lieber über die existenz solch toller tracks gefreut. da der detroit-anteil im set mindestens 80% betragen hat, rief das set eindrucksvoll in erinnerung, wieviel seele und funk in den meisten der produktionen der ersten und zweiten welle stecken und wie gut die tracks nach mittlerweile bis mehr als 30 jahren gealtert sind. außerdem hat er zum schluss mit blick nach vorne (indem er u.a. „feeling normal“ von calibre spielte) gezeigt, dass er nicht in der suppe der vergangenheit schmoren möchte, sondern das ohr am aktuellen geschehen behält. sein set hat mir damit ein ziemlich gutes gefühl vermittelt: auch wenn da eine legende steht, deren ruf sich eher auf die bahnbrechenden produktionen und weniger auf die dj-qualitäten stützt (beides kommt bei jeff mills gut zusammen, den mensch durchaus für eine der nächsten ausgaben anfragen könnte), stellt diese sich in den dienst der musik und vermittelt zwischen (vermeintlich) altem und neuem bzw. zeigt auf, was den charakter dieser musik ausmachen sollte: zeitlosigkeit. dabei bewahrt er sich eine bescheidenheit, die gesichter bzw. bühnenpräsenz und marketing in den hintergrund stellt. alte schule im besten sinne also.

trackauswahl (shazam hat stets versagt, und das gedächtnis auch gerne mal. daher auch mit schützenhilfe generiert.)

marcel dettmann:
milanese – vanilla monkey
telex – radio radio (the tellurians mix)
fischerspooner – emerge (naughty’s peaktime mix)

juan atkins:
kraftwerk – computerwelt
giorgio moroder – chase
derrick may – drama / strings of life
model 500 – no ufos
octave one – i believe
reese – rock to the beat
carl craig – twilight / chicken noodle soup
maurizio – domina (carl craig’s mind mix)
plastikman – spastik
nightcrawlers – push the feeling on (the dub of doom) (direkt danach)
convextion – miranda
joey beltram – instant (juan atkins remix)
robert hood – aural 721 / quartz
jeff mills – captivate
underground resistance – hi-tech jazz / the final frontier
calibre – feeling normal

[berlin / 27.01.2023] about blank: about bridges not walls

eine weitere solipartyreihe in der liebsten autonomendiskothek am ostkreuz. erlöse gehen an die seebrücke sowie das transnationale woman* life freedom collective.

about bridges not walls

mdf
01:30 nadine talakovics
03:30 sanna mun
05:30 bkmn

lobby
00:00 pfote snorris
02:00 vilma
04:00 temple rat
06:00 maximilian
08:00 frau levi b2b professional gigolo

eintritt
bis 1:00 uhr: 10 euro
danach: 12-16 euro

nachbetrachtung

der füllgrad war aller ehren wert, so sind 5500 euro zusammengekommen. habe mich eher auf der lobby herumgetrieben, um vilma zu hören, die mit house startete und in ihren zwei stunden die zügel in bezug auf tempo und richtung breakbeats (martyn – rhythm ritual) ordentlich anzog, ohne es dabei zu übertreiben. von nadine talakovics habe ich mir nur einen ziemlich trippigen track shazamt (juan sanchez – in the dark). wesentlich mehr gibt’s nicht zu berichten, da ich auch nicht wesentlich länger als bis kurz nach 4 dageblieben bin.

[berlin / 21.01.2023] berghain: klubnacht

eine weitere nachbetrachtung, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier leicht abgewandelt herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00:00 blanka
04:00 inox traxx
08:00 mary yuzovskaya
12:00 talismann
16:00 erika
20:00 chris liebing
00:00 ryan elliott

panorama bar
00:00 ady toledano
04:00 audrey danza
08:00 mike starr
12:00 nd_baumecker
16:00 fafi abdel nour
20:00 paramida
00:00 chris cru

nachbetrachtung
„gefälligkeitsbesuch“ wäre viel zu hart gesagt. jedoch will ich nicht verhehlen, dass meine primäre motivation daraus bestand, direkt ein wochenende nach dem letzten mal mit jemandem hinzugehen, der seit mehr als einem jahrzehnt nicht mehr im berghain war und zudem punkt mitternacht geburtstag hatte. da dieser im familiäreren rahmen mit weniger nebel und blitzenden lichtern am sonntagnachmittag begangen worden ist und ich wirklich keine wiederholung des marathons in der woche zuvor anstrebte, geriet mein besuch für klubnacht-verhältnisse ziemlich kurz (fast sieben stunden bis 7:30 uhr). zwar schade, da ich gerne erika und nd noch gehört hätte. aber das wird sich schon irgendwann noch ergeben, wenn auch wohl nicht an einem abend.

auch dieses mal: das war völlig in ordnung so und schön unaufgeregt, das ganze. nach dem, was im „bh line“-telegram-kanal zu lesen war, wurde es aber auch tagsüber sowie sonntagabend nicht übermäßig stressig. mag mit dem besucher*innentechnisch allgemein eher schwierigen januar zu tun haben, aber beschweren möchte ich mich über die dreiviertelfülle in meinem zeitfenster wirklich nicht. könnte schon fast der idee von letzter woche vorschub leisten, wieder zum nachtmodus zurückzukehren. auf dem papier sieht mein anvisierter februar-termin (der 25.) ganz danach aus. aber: zukunftsmusik…

in der „kürze“ entsprechend nur drei der djs mitbekommen. ady toledano dabei quasi gar nicht, weil blanka (sekundäre motivation) meinen guten eindruck von ihr vom neujahr im about blank bestätigte: dieses mal weniger toolig, eher vielseitig (u.a. auch mit etwas acid) und wie schon fr. jpla in der woche zuvor nicht sämtliches pulver verschießend, so dass für die nachfolgerin gar nichts mehr übrig bleibt. stattdessen lieber einzelne akzente. wenn ich ein manko bei ihrem set benennen müsste: die zweimalige steigerung der lautstärke um jeweils gefühlte 20 db, anstatt das (wie temposteigerungen auch) unauffällig im break zu verstecken. jedoch finde ich es stets besser, wenn djs es damit nicht von sich aus übertreiben und lieber auf das „go“ von techniker*innen warten, so wie in ihrem fall.

bei inox traxx erinnere ich mich in der ersten stunde an trancige anleihen (also dem trance aus den 1990ern), spielte im weiteren verlauf reduzierter. audrey danza in ähnlich technoiden (nein, nicht getappt, vielmehr“ geschätzt) tempogefilden mit trance-gefärbtem acid, wie er ebenfalls mitte der 1990er von hardfloor hätte kommen können. eher semi-repräsentativ dafür mein einziger shazam des abends: uk gold – agent wood.

[berlin / 14.01.2023] berghain: klubnacht

eine nachbetrachtung, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier mit ein paar zusätzlichen informationen herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00:00 fr. jpla
04:00 yonti
08:00 quelza
12:00 cecilia tosh
16:00 justine perry
20:00 rene wise
00:00 jakojako

panorama bar
00:00 massimiliano pagliara
04:00 richii
08:00 sedef adasi
12:00 ogazón
16:00 jennifer cardini
20:00 gerd janson
00:00 alinka

nachbetrachtung

für das fazit musste ich mich einigermaßen wieder sortieren. irgendwie hat es sich so ergeben, dass sich nach dem staub-frühschoppen und anderen privaten verabredungen der direkte gang richtung wriezener karree anschloss. also kein nickerchen zwischendurch, am ende war ich 32 stunden wach. ist ganz gut gegen negativitätsspiralen im kopf, jedoch hätten meine kondition sowie konzentration die über den sonntagnachmittag hinausgehende langstrecke beim besten willen nicht mehr gebacken bekommen – und das war auch vollkommen gut so.
für mich war’s wie eine zeitreise in die ersten zehn berghain-jahre, also zumindest, was meine damalige nachteulen-standardzeit angeht. damals ™ blieb einem ja auch nichts anderes – die grenzen waren noch nicht so nach hinten verschoben wie heute und die schlangen auch noch nicht so lang, so dass mensch meistens vor 1 uhr im club war. heutzutage nimmt die klubnacht erst dann richtig schwung auf, wo anno 2010 unten schluss war.

was neben den favoritinnensets (mehr dazu unten) am ehesten hängenblieb: das frühe auftauchen hat zum abbau meines vorurteils beigetragen, wonach die nacht von samstag auf sonntag die touri-schicht ist und manche sich in mehrerlei hinsicht erstmal im laden zurechtfinden müssen. anteil daran hatte sicherlich der pünktliche ://-fanblock. in kombination mit ein paar leuten im fetisch-outfit war das für meine begriffe eine publikumsmischung, die dem berghain zu der frühen uhrzeit sehr gut zu gesicht steht. noch viel besser: bis zum frühen nachmittag eine allerorten gute, sehr aushaltbare fülle, wobei die panorama bar etwas mehr zeit brauchte, um in schwung zu kommen. massimiliano pagliara hat trotzdem nicht in die leere hineingespielt, wenn ich in seiner zweiten hälfte kurz oben war.
nach der erfahrung könnte die überlegung naheliegen, dass ich wieder zum „alten“ modus zurückkehre – also die nacht zum tage mache. aber gemach damit – ich habe mich ziemlich daran gewöhnt, meinen biorhythmus nicht durcheinanderzubringen. auch wenn ich der realität ins auge sehen muss, dass die zeit zwischen 16/17 und 0/1 uhr am sonntag/montag für mich meistens reizüberflutung bzw. mehr oder minder stilles raunen über die dynamik zu großer menschenmassen bedeutet, heißt das nicht, jetzt wieder regelmäßig wertvolle schlafenszeit zu opfern und samstag auf sonntag hinzugehen.

damit zur musik. und seht es mir bitte nicht nach, dass das insbesondere für die zeit ab 8/9 uhr allgemeine schilderungen ohne bpm-verlaufskurven oder track-ansammlungen sind. meine ganz klaren favoritinnen jedenfalls: fr. jpla und richii.

erstmal zum rest bzw. grundsätzlich: zumindest über die dauer meines besuchs gab’s keine enttäuschungen. alles abseits besagter favoritinnen mehr als nur gutes mittelfeld. yonti war der einzige, mit dem ich nicht viel anfangen konnte, aber das ist geschmackssache. melodisch-treibend ist einfach nicht meins – er hatte jedoch auch seine perkussiven, schnörkelloseren momente. für die uhrzeit (also erste peaktime) ging das klar.
cecilia tosh spielte später mit dem, was im hardwax als „big room dj tool techno“ gehandelt wird, erfreulich zurückgenommen und arbeitete geduldig auf höhepunkte hin. quelza hat den positiven eindruck von seinem september-debüt mehr als bestätigt und war als übergang zwischen yonti und ihr goldrichtig: erste hälfte fordernd, viel arbeit an den eqs, etwas cutting, ein checkpunkt bei der dynamik also. in seiner zweiten hälfte reduzierter. und zwar so weit, dass es mir parallel bei sedef adasi oben schon so vorkam, als ob in ihrem set mehr druck ist (gut, bei dem tempo, das sie mit getappten 138 bpm an den tag gelegt hat, verwundert das wenig). ein eindruck, den ich ebenfalls im vergleich zwischen ogazón und cecilia tosh hatte. da war’s mir bereits zu voll / zu viel, um mich ins getümmel zu stürzen. unbestritten hatte sie die panorama bar so fest im griff, dass ich besser mal zusehe, vorher mehr schlaf zu bekommen, sobald sie innerhalb der nächsten monate wieder auf dem line-up stehen sollte.

fr. jpla machte einfach das, was sie bereits in der autonomendisko am ostkreuz auszeichnet: ausschließlich mit vinyl zu spielen und das so gut ineinander zu verweben, dass es eine dichte mixtur aus rauhen, dubbigen tracks oder denen mit industrieller note geworden ist. geschenkt, dass in ein, zwei fällen die nadel im mix sprang – das gehört zur imperfektion des tonträgers. sonst einfach ein warm-up nach maß mit vereinzelten höhepunkten und den rest der zeit treibend genug, um neugierig auf das zu machen, was danach kommt. vom stil her super zum raum und zum slot passend. und wenn es nach dem applaus am ende geht: ganz schön vieles richtig gemacht (also auch beim booking).
kompliment an richii, die berechenbare dramaturgie eines abends nach dem auf house-tempo tanzbaren set von massimiliano pagliara auf den kopf gestellt zu haben. fing um die 100 bpm an, stilistisch schwer einzuordnen – in jedem fall weit entfernt von generischem techhouse oder einer dominanten 4/4-kick. es blieb in der phase ihres sets in shazam lediglich beim versuch, irgendwas identifizieren zu wollen, habe daher keine hörbeispiele. nach anderthalb stunden war auch sie bei house mit acid-sprenkseln angekommen. aber alleine dass sie in kauf nahm, dass leute den anfang auf der tanzfläche nicht verstehen und sich anderweitig umschauen, ist couragiert und zahlte sich am ende ohnehin wieder aus, als sie eine gut gefüllte panorama bar an die im verlauf besagt zackig spielende sedef übergeben konnte.

erwähnenswerte tracks (*: shazam)

fr. jpla:
shifted – untitled 808 workout
neel – vanadio*
kwartz – dissociation of body and mind*
kwartz – show me that light (cleric remix)*
svreca – frue (sigha remix)
tensal – bihotxak*
jokasti & nek – chromium*

richii:
absis – running up hill*
ebi – hi*
volodymyr gnatenko – adal heid*

quelza:
planetary assault systems – mod
moderat – running (instrumental mix)
furfriend – geck
norman nodge – manmade
dj rush – freaks on hubbard (davon das politisch nicht ganz korrekte intro)

sedef adasi:
oots – alldat junk*

[berlin / 14.01.2023] about blank: staub

zurück in der heimstätte mit einer der besten flyergestaltungen der letzten zeit. ich kann aus gründen leider nur die ersten viereinhalb stunden mitnehmen, anstatt wie die letzten male erst am nachmittag aus dem knick zu kommen.

ablauf

lobby
10:00 jr lüttringhaus
13:00 luwei
16:00 adrestia
19:00 wittes

mdf
15:00 marthial
18:00 lady tazz
20:30 industrial romantico

zelt
14:00 dj rijkaard b2b sören miehe
17:00 murat tepeli
20:00 younger than me

nachbetrachtung

war nur kurz da (grob: 10:30-14:30 uhr), daher entsprechend kurzgefasst:

jr lüttringhaus hat mich nicht abholen können. war mir mit gefühlt gleicher kickdrum und den aktuell prototypischen ravigen baselines zu statisch. für das noch von der „subverted x brutal vision“ zuvor übrige publikum und einige andere war’s das richtige. luwei fand ich mit ihrer mischung aus techhousig-geradlinigen und rauhen electro/breakbeat-tracks wesentlich besser.

im februar wird’s aus gründen (zehnjähriges) wieder länger.

tracks (*: shazam):

jr lüttringhaus:
furfriend – geck (perc remix) (lustigerweise spielte quelza das original fast 24 stunden später im berghain)

luwei:
ben pest – mouth lawson*

[leipzig / 08.01.2023] institut für zukunft: staub x rillendisco

bleiben wir doch direkt in leipzig. da fand das letzte zusammenspiel fast genau zur gleichen zeit vor drei jahren und danach aus gründen erstmal nicht statt.
14 bis 22 uhr, das line-up bleibt wie auch bei den berliner terminen unter verschluss.

ablauf

trakt 1
14:00 modschi
16:00 caleb esc
18:00 ryba
20:00 irakli

trakt 3
15:00 motram
17:00 qiu
19:00 breza & s.ra

(trakt 2 wurde wie die letzten beiden male nicht bespielt)

nachbetrachtung

fazit vorab: hat sich wieder mal voll gelohnt. stetige steigerungskurve der intensität bis kurz vor 22 uhr, bis es heißt, den zug um 22:16 uhr zu bekommen (der sogar überraschend pünktlich war). wer eine petition an die bahn ins rollen bringen möchte, um die abfahrtszeit von leipzig nur um zehn minuten zu verschieben bzw. weiß, an welche entscheidungsträger*innen mensch sich dafür am besten direkt wenden kann, lasse es mich bitte wissen.

tempotechnisch in der zweiten hälfte schon gefühlt flotter, aber gefühlt weit von den 145-150 bpm entfernt, wie mensch sie in hiesigen gefilden zuweilen so hört. der anfang war mit unter 130 bpm jedenfalls gut, um sich auf der tanzfläche aufzuwärmen. die party brauchte auch ein wenig länger als bei den ausgaben zuvor, um in schwung zu kommen, aber so gegen 15:30/16:00 uhr konnte mensch schon von einem gut gefüllten club sprechen. aufwärmübungen brauchten auch die monitorboxen, die erst eine stunde nach toresöffnung eingeschaltet worden sind. daher fand modschi erst in der letzten halbe stunde gut ins set.

für mich (positiv) überraschend: caleb esc spielte weniger trippig bzw. hypnotisch, sondern überaus perkussiv orientierte tracks. tatsächlich hat jede*r es vermocht, die energie des*der zuvor spielenden aufzunehmen und sie in den zwei verfügbaren stunden pro slot zu steigern, anstatt das pferd nochmal völlig von hinten aufzuzäumen und dabei trotzdem atempausen zu lassen. wenn die dramaturgie auf einen fest gesetzten schluss hinarbeiten soll, ist’s für mich überaus nachvollziehbar, gerade beim letzten set (aber auch gerne in der zweiten hälfte der party, wenn klar ist, dass es gut läuft) in den sechsten gang zu schalten.

heraus stach für mich ryba. das soll die leistungen der anderen nicht schmälern, aber um auf hohem niveau zu jammern: ryba habe ich zum ersten mal (korrektur nach nochmaligem durchgehen der hiesigen chronik) das zweite mal nach der allgemeinen wiedereröffnung im märz 2022 gehört. bei den anderen dreien weiß ich aus erfahrungswerten (auch im ifz) grob, was ich bekomme. sie war in der zweiten hälfte ihres sets (in der ersten war ich im trakt 3) jedenfalls toolig unterwegs – so wie mensch es von anfang der 2000er kennt, bevor schranz einzug hielt. richtig gutes gespür, wann die zügel auch mal locker gelassen werden sollten, aber grundsätzlich fordernd. für mich jedenfalls das richtige, um keine müdigkeit oder langeweile aufkommen zu lassen.
gilt auch für irakli, der an drei technics selten mal einen track länger alleine laufen ließ. dazu zählt bspw. „acid eiffel“ oder „horses“, aber gerade ersterer steht sowieso sehr gut für sich.

zu trakt 3: bitte ggf. korrigieren, wenn ich mich irre. aber die dunkel gestrichene decke und wände oberhalb der kacheln gab es vor drei jahren so noch nicht, oder? sicher bin ich mir bei den neuen sofas, welche die improvisierten lösungen aus restbeständen abgelöst haben.
sei es wie es sei: macht sich beides sehr gut bzw. der raum gewinnt für mich dadurch einiges hinzu, wenn es darum geht, sich vom trubel nebenan etwas abzusondern. „etwas“, weil trakt 1 so dicht dran ist, dass die tracks von dort bei leiseren drone-tracks herüberschallen. war zu der zeit, in der ich dort weilte, weniger der fall. vielmehr reduziert-dubbiges um die 125 bpm oder auch electronica bei qiu. als ich kurz nach 21 uhr durch den vorhang schaute, war auch dort zu uk-breakbeats eine kleine party im gange.

ich hab jedenfalls dort sitzend den vorsatz gefasst, auch mal zur rillendisco vorbeizuschauen. klar wäre ein fester quartalstermin mit der staub super, aber das sollen andere entscheiden. ich würd’s gerne in den wärmeren monaten mit der erkundung leipzigs und des umlands mit dem rad kombinieren.

trackauswahl (*: shazam / decksharking)


modschi:
js – reduction 2 (volte face remix)*
anfisa letyago – keep flight* (und dabei habe ich kompakt seit gut 15 jahren abgeschrieben)
luke slater – o-ton reassembled 1 (kann mensch ja schon fast als „modschi-signature-track“ bezeichnen, lief jedenfalls stets in seinen letzten sets) / o-ton reassembled 7
kareem el morr – supersonic*

caleb esc:
flug – navigator*

motram:
donato dozzy – aurora*
vril – paradiqma*
(und bei beiden tracks stelle ich mir schon die frage nach beginnender demenz. hab ich digital, kam aber nicht drauf. vielleicht auch beweis dafür, dass das haptische erlebnis mit vinyl zu einem besseren erinnerungsvermögen beiträgt.)

qiu:
hermann & kleine – transalpin*

ryba:
l.b. dub corp – i have a dream (feat. benjamin zephaniah)*
quelza – arnold*

irakli:
robert hood – alpha
voodoo child – horses
choice – acid eiffel
karapapak – dearly beloved

transkript eines interviews von dj booga mit storm vom april 2000

wer sich in den ausgehenden 1990er-jahren mit drum & bass beschäftigt hat oder damals erst dazukam, wird die dj-kicks von kemistry & storm sicherlich als eine der referenzen anführen. die dort versammelten tracks sind immer noch leuchtende beispiele für zeitlosigkeit.
kemi verstarb viel zu früh bei einem autounfall am 25. april 1999. drum & bass kippte anfang der 2000er-jahre ins für mich zu formalistisch-machistische. dazwischen jedoch führte dj booga im rahmen einer party im leipziger conne island dieses interview mit storm, das er jetzt auf englisch übersetzt hat. das gibt u.a. sehr gute einblicke in das dubplate-geschäft und welchen einfluss die metalheadz-nächte im blue note ausgeübt haben.

interview (quelle: neeles instagram) / deutsche version
bonus-track: the guardian: kemistry & storm – the tragic story of the drum & bass originals

[berlin / 31.12.2022] about blank: blank swan

mein plan war eigentlich ein anderer bzw. der übliche. aber dazu ansatzweise unten. leicht erweiterte version der nachlese aus der restrealitaet.

blank swan – no risk, no plan

lobby
01:00 marie lung
03:00 pete b2b finn johannsen
07:00 hanna baertig
10:00 pause
19:00 johannes vogel
22:00 synthtati & baron
02:00 marie midori

mdf
02:00 reka zalan b2b chontane
04:30 vsk
07:00 parallel circuit
09:30 melatronix
12:00 cecilia tosh
14:00 mary yuzovskaya
17:00 lea occhi
19:00 hang aoki
21:00 phara live
22:00 blanka
00:00 deniro
03:00 i/y

zelt
03:00 ahu b2b emily
07:00 2faro
10:00 femur
12:30 dasco
15:00 levat live
16:00 jessamine
18:00 italojohnson

hütte
02:00 stevie whatever
05:00 ciko

nachbetrachtung

plan b(lank) ging für mich sowas von auf. könnte fast zur routine werden, wenn die entwicklung beim platzhirsch am ostbahnhof so weitergeht. botschaften aus der „bh line“ telegram-gruppe, in denen bereits am neujahrsmittag von wartezeiten in höhe von wenigstens zwei stunden an der bändchen/gästelistenschlange die rede war, verhießen bereits wenig gutes. als das sonntagabend gegen 23 uhr von bildern einer reihe an bis in den wriezener park hineinstehenden menschen und dazu ergänzenden meldungen von mehr als sechs stunden anstehen flankiert worden ist, wurde aus meiner zwischenlösung zur überbrückung der wartezeit, bis sich die situation beruhigt, die endgültige neujahrs-alternative. probiert habe ich es beim berghain um 6:30 uhr montagfrüh dennoch, aber dazu hätte ich einen „richtigen“ gästelistenplatz oder halt ein bändchen benötigt, da die kasse bereits geschlossen war.

die entwicklung zur vollwertigen neujahrs-alternative hatte sich aber auch schon vorher angedeutet. am nachmittag ohne anstehen durchgewunken zu werden und trotzdem auf einen gut gefüllten club mit bekannten gesichtern zu treffen, bei denen mensch gerne verweilt – und schon sind die ersten zwei, drei stunden nur mit plaudern verbracht. da die musik (meistens, zu der ausnahme komme ich noch) stimmte und lobby sowie mdf stets genug platz boten, waren’s am ende gut 14 stunden. einzig im zelt war’s mir auf der tanzfläche zu voll, was aber an der guten musik von jessamine und dem hittigen set von italojohnson lag.
mensch hätte annehmen können, dass sich nach schließung des zeltes alles drinnen komprimiert, aber selbst da war der platz vor dem subwoofer im mdf-seitenschiff sicher. die überforderung durch menschenmassen stellte sich jedenfalls bei mir zu keiner zeit ein. wurde in den morgenstunden sogar noch besser. zwar werde ich leute nicht verstehen, die sich inmitten der tanzfläche lautstark mit ihrer gruppe verständigen müssen und (frei nach loriot) mir damit in richtig gute sets (in dem fall das von marie midori) quatschen, aber das war eigentlich auch der einzige punkt, der mir unangenehm aufgestoßen ist.

also: dankeschön für’s auffangen und dem aufbau eines soges, der für das blank-typische „wenn’s mal wieder länger wird“ gesorgt hat.

daran nicht ganz unbeteiligt: die sets. dabei für mich herausstechend (chronologisch):
– jessamine, zwischen housig-episch und acid house oszillierend, als ich im zelt war.
– hang aoki, schön brachial.
– blanka, die mit ihrem sehr schön dynamisch gemixten tooligen techno bei moderatem tempo (140) hoffentlich nicht nur bei mir eine richtig gute visitenkarte hinterlassen hat. ich kannte nichts davon, shazam nur einen track, kommt unten.
– marie midori mit dem besten zum schluss. rauher electro, (post-)dubstep, gerne auch mal technoid – keine mischung, die ziellos ausgefasert ist, sondern richtig sinn ergab und mich damit eher zum bleiben verleitet hat als i/y drüben (sorry).

leider gar nicht mein fall: deniro. habe allerdings nur den anfang und fragmente vom schluss mitbekommen. gerade die letzten minuten waren ein beispiel für schnell gespielten techno, dem die sexiness abgeht („give your body“ von random xs auf getappte 147 bpm gepitcht – hat im original aufgerundete 132). wurde andererseits gut durch synthtati & baron auf der lobby oder gespräche im leeren und ruhigen zelt aufgefangen.

runde sache, das. könnte ich mich dran gewöhnen, auch wenn mir halle und lab.oratory schon etwas gefehlt haben. aber den aufwand war’s mir absolut nicht wert.

trackauswahl (*: shazam)

italojohnson:
stardust – music sounds better with you
aril brikha – groove la chord
basement jaxx – fly life
dave clarke – southside

blanka:
linear system & kimahri – longitude*

johannes vogel:
wamdue project – king of my castle
cheek – venus (sunshine people)

synthtati & baron:
green velvet – stormy weather

marie midori:
k-65 – threats*
hamdi – skanka*
bleaker – jam*
yak – stampede*
hassan abou alam – lost in a jar of thyme*
electric soul – x² (instrumental)
tipper – end of make believe*
sonique – it feels so good (schlusstrack)

i/y:
dj rush – freaks on hubbard (dave clarke mix)

marcel dettmann gibt einblicke in seinen produktions- und entwicklungsprozess

die newsartikel-spalte liest sich bei residentadvisor manches mal wie die zeitleiste in der selbstgebauten social-media-blase, aber umso schöner, dass in features weiterhin in die tiefe gegangen wird. auch wenn dies teil der promo-maschinerie rund um sein unlängst erschienenes fear of programming ist, bringt es leser*innen schon auf den aktuellen stand, was sich seit dem hype um ihn und ben klock als posterboys des berghains (um die groove mal zu zitieren) mitte/ende der 2000er-jahre sowie nach der zäsur durch corona ergeben hat.

marcel dettmann: the next chapter