[olganitz / 05.-08.08.2016] nachtdigital

mehr festivals außerhalb berlins werden es dieses jahr nicht. beim line-up beweisen sie viel mut für experimente, verzichten bei der 19. ausgabe nahezu vollständig auf die großen festivalbekannten und bieten dafür den kennern und / oder neugierigen etwas. ich werde es dennoch erst hinzufügen, sobald der festivalplaner in meine hände gewandert oder irgendwo etwas im netz aufgetaucht ist.

nachtdigital no. 19

open air
freitag, 05.08.2016
19h00 nina
21h00 onetake
samstag, 06.08.2016
00h00 aisha devi
01h00 gabe gurnsey
02h00 erika
03h00 bmg
05h00 carlos souffront
07h00 derek plaslaiko
09h00 bryan kasenic
11h00 pause
17h00 weber
18h00 tm404
19h00 lawrence
20h00 dj richard
sonntag, 07.08.2016
00h00 steevio & suzybee
01h00 dj stingray
03h00 steffen bennemann
05h00 diwa
07h00 dj so
09h00 solar
11h00 ende

the tent
freitag, 05.08.2016
21h00 jennifer cardini
samstag, 06.08.2016
00h00 borusiade
01h00 jens-uwe beyer
02h00 manamana
05h00 pause
22h00 robag wruhme
sonntag, 07.08.2016
01h00 felix laband
02h00 red axes
03h00 soundstream
06h00 ende

lake
samstag, 06.08.2016
12h00 brenz hold
14h00 tolouse low trax
15h00 good news
17h00 pause
sonntag, 07.08.2016
11h00 mr ties
15h00 ende

ambient floor
freitag, 05.08.2016
21h00 feinrippmarcel
samstag, 06.08.2016
00h00 brenz hold
04h00 leafar legov
05h30 emrauh
07h00 brother louie & michelson
11h00 onetake & steffen bennemann
14h00 drama
18h00 neele
20h00 elli & chriso
23h00 bifiboy
sonntag, 07.08.2016
00h00 birds & tapes
01h00 jing
02h00 christian
03h00 arf
05h00 nina
07h00 good news
09h00 derek plaslaiko
10h00 ende

nachbetrachtung
da in der reisegruppenauswertung am montag schon eine punktevergabe gefragt war, nehme ich gleich am anfang die spannung: insgesamt 7 von 10. liest sich härter als es ist, ich mag nur keine gebrochenen zahlen hierbei und für eine 8 hätte es nicht gereicht.

was sorgt für punktabzüge?

  • der flooraufbau im zelt und da vor allem das licht, wobei der feiergraben mit den neonröhren die messlatte im letzten jahr schon sehr hoch gelegt hatte. die würfel hinter den djs hätten einiges an potential für mapping-visuals hergegeben, was aber nur ansatzweise genutzt wurde. die rückseite der turmbühne auf der fusion gab da für meine begriffe vor, wie es laufen sollte. insgesamt fand ich es im zelt zu hell und vom licht her zu statisch. zwischen hell und dunkel wurden keine wirklich krassen akzente gesetzt, aber vielleicht war ich nur zu den falschen uhrzeiten dort. auch die visuals ans äußere des zeltes beschränkten sich auf projektion zweier bilder (eines für freitag auf samstag, eines für samstag auf sonntag).
  • die musikalische dramaturgie in der nacht von freitag auf samstag. gegen die ersten sets lässt sich absolut nichts sagen. das ambient-warm-up von nina auf der hauptbühne, das man so gar nicht als erstes set wahrnahm sowie onetake im anschluss, der sich auch mal traute, pinch & mumdance auf tectonic zu spielen, ließ für die folgenden stunden vieles hoffen. gleiches für jennifer cardini im zelt, die ich mir das erste mal für mehrere minuten am stück gegeben habe und einen astreinen spannungsbogen von langsameren tracks zu hits à la „jam the maze“ von house syndicate darbot. beides vielversprechend, aber aisha devi erschloss sich mir auf der hauptbühne mit ihren danebenliegenden vocals so gar nicht und auch borusiade nahm nach der vorlage für meinen geschmack zu viel dampf aus dem kessel.
    das wurde durch gabe gurnsey (in acid-house-tradition), erika (techno mit electro-einschlag, sehr aufgeräumter sound) und bmg (der sich auf chicago eingeschossen hatte) auf der hauptbühne besser. aber die frische nacht, diese eine für mich stimmungsabflauende stunde zwischen 0 und 1 sowie eh wenig schlaf in der vorigen nacht führten gegen 4h00 zur entscheidung, das auto als schlafstätte aufzusuchen. manamana hatten das zelt dort (ganz heimspiel) zwar fest im griff, aber richtig motivieren konnten sie mich auch nicht.
  • rein subjektiv und der organisation absolut nicht anzukreiden: das unbeständige wetter, wobei sich das auf wenige regenschauer und vor allem auf die kälteren nächte beschränkte. aber der schauer am sonntag hielt mich schon etwas davon ab, wieder auf’s gelände zu wollen.

was reißt es dafür nach oben?

  • kaum zu glauben, aber ich fand die inszenierung der hauptbühne, die für mich immer etwas zu hoch war, das erste mal richtig gelungen. permanente visuals von zwei beamern, der großteil der lichter unter und hinter den acts, aber trotzdem wirkte es nur ganz selten so, als ob die künstler damit in den vordergrund gerückt werden sollten. vielmehr verschmolzen sie mit den restlichen lichtern und den visuals, so dass sie teil des großen ganzen visuellen geschehens auf der bühne wurden, das sich auch auf die linke und rechte flanke erstreckte.
    davon abgesehen war der samstag abend mit dj richard bereits ganz groß, der mir in den ersten 20 minuten schon leid tat, weil der eine technics ständig sprang, was schon bei der ersten platte („the afterlife“ von ron trent) nervte – am meisten wohl ihn selbst. später noch die „apathism“ von heiko laux präsentiert zu bekommen, freute mich aber ungemein. auch sonst keine scheuklappen, zwischen wave, ebm, acid und techno wechselnd, das war sehr gelungen. dj stingray setzte danach für mich noch locker einen obendrauf, auch wenn er einen harten kern an tracks immer wieder spielt, so ist die art und weise, wie er sich und die musik präsentiert, ein musterbeispiel an understatement bei gleichzeitig gründlicher zerlegung der tanzfläche durch stetig angezogene temposchrauben. für mich das set des wochenendes. steffen bennemann überraschte mich danach mit „trac-x“ von circuit breaker, wobei das zur 150-bpm-vorlage zuvor schon passte.
    dj so, solar und auch weite teile von lawrence habe ich leider verpasst, wobei ich bei letzterem gar nicht wusste, dass er gerade spielt, als ich mir die platte als souvenir mitgenommen habe. über ersteren habe ich aus zweiter und dritter hand jedoch nur gutes gehört.
  • die neue position des ambient-floors, den man zugegebenermaßen etwas suchen musste: links vor dem eingang am zaun entlang befand sich die insel vor einer riesigen wiese. damit gab es keine störungen von den anderen beiden floors wie der haupt- oder der seebühne wie in den letzten jahren, so dass man sich dort in aller ruhe auf den sound konzentrieren konnte. bin aber auch dort nur einmal durchgelaufen.
  • der klub animadiso, der mit eurodance, dem besten der 1990er und vor allem „danza kuduro“ von lucenzo und don omar als klubtanz, den der dj alle viertelstunde spielte und die animateure nach bester großraumdissentradition alle mit bester laune choreographierte. genau wie das rave-quiz vor zwei und beim karaoke vor einem jahr brachte das genau die portion humor bzw. selbstironie hinein, die das nachtdigital so liebenswert machen. das speed-dating im anschluss trieb das alles mit überspitzt gutgelaunt-ernster moderation auf die spitze. und ja, ich hab’s ausprobiert, dabei leider tm404 auf der hauptbühne verpasst. dafür weiß ich nun, dass ich drei runden beim limbo überstehen kann. nur gegen eine geräuschkulisse von 30 leuten auf zwei bänken anzuschreien, wurde auf dauer anstrengend.
  • auch wenn ich es nicht in eine der hängematten bei der insel des glücks geschafft habe: schön groß war der bereich dieses mal.
  • erstaunlich hoher anteil an ökotoiletten.
  • „leg dein ohr auf die schiene der geschichte“ von freundeskreis war als letzer track im wruhme-set ein mehr als passender kommentar zum aktuellen weltgeschehen. überhaupt gar nicht schlecht, der herr, in seinen letzten 20 minuten.
  • mr ties am see sonntagnachmittag. manche mögen seine filterspielereien am rotary-mixer als kaschierung mangelnder mixkünste abtun. da ich es ja bekanntermaßen nie zu einer homopatik geschafft habe, war dies das erste mal, dass ich ihn gehört habe, und obwohl es hittig war, gehört schon was dazu, innerhalb von einer stunde von „around the world“ von daft punk oder „vamos à la playa“ von righeira zu veritablen techno-nummern wie „turkish bazar“ von emmanuel top zu kommen. klar, dass dabei ecken und kanten auftreten können, aber das war für mich ein würdiger abschluss.

jedoch keine frage, ob die 7/10 für ein wiederkommen nächstes jahr reicht: natürlich ist das erste augustwochenende 2017 dick im kalender angestrichen. auch wenn der freitag insgesamt ein ganz schöner dämpfer war, riss der samstag das für mich wieder raus. und bei einem festival so viel experimente mit namen zu wagen, bei denen man schon als sammler oder regelmäßiger partygänger dabei sein muss, gibt noch mehr sympathiepunkte für ein ohnehin schon liebenswertes festival, das einen jahr für jahr neugierig darauf macht, welche idee sie für das nächste mal haben.

[berlin / 23.07.2016] berghain: csd klubnacht

hatte ich noch ganz vergessen, das anzukündigen. jedenfalls bin ich vom tresor aus für dr. rubinstein und eher allgemein aufgrund der csd-feierlichkeiten hierhin. die schlange reicht bis zum häuschen, und trotz (gerade wegen?) sommerwetter ist auf allen floors hochbetrieb. den rest reiche ich bei der nachbetrachtung hinterher.

csd klubnacht

berghain
00h00 nd_baumecker
04h00 technodromo
09h00 matrixxman
13h00 furfriend live
14h00 tama sumo
17h00 dr. rubinstein
21h00 boris
01h00 steffi b2b marcel dettmann

panorama bar
00h00 roi perez
04h00 the fool’s stone live
05h00 paramida
09h00 virginia
13h00 heartthrob
16h00 jason kendig
20h00 dan beaumont
00h00 massimiliano pagliara

garten
12h00 honey dijon
16h00 mike servito

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
anwesenheit von ca. 17h15 bis 01h30, musikalisch bin ich allerorten in der zeit gut unterhalten worden, aber die höhepunkte blieben für mich auf einzelne tracks beschränkt (bspw. „my definition of house“ von dj hell im garten gegen 18h30), weniger die gesamten sets. das wird aber auch zu einem guten stück an mir gelegen haben, da bereits drei tresor-aufenthalte mit gerade so notwendigem schlafpensum hinter mir lagen und das berghain sozusagen noch der dicke bonus obendrauf werden sollte.

wurde es auch, jedoch eben nicht im musikalischen sinne. es soll nicht heißen, dass sich niemand mühe gegeben hätte, aber ich hätte es in meinem zustand nach der brachialkeule vom tresor ähnlich treibend gebraucht. das kann dr. rubinstein auch, aber sie spielte dem slot angemessen zwar fordernd, übertrieb es dabei jedoch nicht. weniger acid, mehr melodien. boris trat jedoch während des gesamten sets richtig auf’s gas, hatte wie immer sichtlichen spaß bei der sache, aber oben ist er für mich immer noch facettenreicher.
dort überzeugten mich dan beaumont mit zackigem house und auch massimiliano pagliara am meisten. wirklich durchgängig getanzt habe ich jedoch nie. stattdessen war es für mich eher die stimmung, die trotz allgemeiner fülle ab 21/22 uhr wieder schön ausgelassen war und die raumtemperatur unten auch mal locker auf über 30 grad trieb. die rolle des beobachters war damit alleine aus konditionellen gründen bei dieser „zugabe“ für mich die richtige entscheidung.

[berlin / 21.-24.07.2016] tresor: 25 years festival

zum zwanzigjährigen habe ich noch geschmollt, und wenn ich immer noch so nachtragend wäre, würde ich spätestens jetzt in versuchung kommen. da berlin atonal und diverse andere veranstaltungen wie die transmediale schon gute vorarbeit geleistet haben, ist es nächste konsequenz, die wirklich nicht unerhebliche geschichte mit aktuellen trends zu kombinieren und dafür gleich die große bühne zu bereiten. bei der kulisse mache ich mir keine sorgen – die wird schon richtig inszeniert. mich interessiert vielmehr, wie das tontechnisch in den griff bekommen werden soll und wie die resonanz sein wird.
ich bin donnerstag bis samstag da, wobei donnerstag aus naheliegenden gründen nicht bis zum schluss und am samstag primär wegen herrn bell. neben dem line-up an sich gibt es auch einen pluspunkt für die idee, das auf dem flyer mit dem ablauf zu kombinieren. spart zumindest mir ein wenig zeit.

tresor25yearstimetable

nachtrag, 21.07.2016, 14:01 uhr:
der ablauf für den donnerstag hat sich geändert und sieht nun so aus:

kraftwerk
21:00 tv victor
23:00 gudrun gut
00:30 arpanet live
01:30 borderland live
02:30 vainqueur live
03:30 thomas fehlmann
04:30 tr-101 live
05:30 mike dehnert live
06:30 psyk

ohm
00:00 reka
02:00 helena hauff
05:00 dj stingray
08:00 dennis zegarnik

nachbetrachtung
endlich nach fast drei jahren die am weitesten zurückliegende offene rezension oder zumindest rückschau abarbeiten. jedenfalls schreiben wir heute den 14. juni 2019, es ist mein erster urlaubstag und mir ist danach, altlasten loszuwerden.

da die erinnerung mittlerweile etwas verschwommen ist, arbeite ich mich den einzelnen floors und den glanzlichtern nach vor.
mir ist jedoch wichtig festzuhalten, dass dieses verlängerte wochenende dem tresor wirklich gut zu gesicht stand und an die qualitäten anknüpfen konnte, die der tresor park damals an der leipziger straße hatte. einzig die plastikbecher waren nervig bzw. erinnerten an clubnächte in london. aber das hatte mit dem glasverbot im kraftwerk zu tun und ist mittlerweile durch hartplastik-becher auch in einem erträglichen rahmen.

die anzahl an acts, die ich verpasst habe, war mal wieder typisch für wochenenden wie diese, an denen ich mir großes vornehme. darunter dbx, den ich sehr gerne mal wieder live gehört hätte und auch robert hood hätte mich im kraftwerk durchaus interessiert, obwohl ich ihn für einen besseren produzenten als dj halte.

sei es wie es sei, es gab während meiner anwesenheit dennoch höhepunkte. davon überraschend: dj hell, der im tresor ein echt tadelloses techno-set spielte, bill youngman machte am tag darauf als dj mit vinyl (u.a. mit dem jamie-remix von cristian vogels „don’t take more“) eine gute figur.

im kraftwerk hinterließen o/v/r mit live/dj-hybrid bei mir mehr eindruck als surgeon und pete danach. dessen perkussivere tracks verloren sich akustisch in den weiten des kraftwerks etwas. vainqueur war da ein paar tage zuvor mit seinen dub-chords auf der besseren seite. allerdings braucht ein marathon-geburtstag wie dieser auch abwechslung. von daher war es gut, auch im kraftwerk verschiedene stile auf dem programm zu haben.

objekt fiel krankheitsbedingt aus und wurde souverän von binh vertreten. am donnerstag zuvor bretterte helena hauff mit acid in einem mehr als vollen ohm sehr munter drauflos.

doch, eine echt runde sache. kann zum 30-jährigen gerne wieder so stattfinden.

[berlin / 08.07.2016] berghain: leisure system.28

und erneut ein jubiläum, auch wenn sie strenggenommen zwei monate zu früh mit dem achtjährigen dran sind. solche kleinlichkeiten beiseite: gut und wichtig, dass es sie gibt.

leisuresystem20160708

berghain
00h00 gonsher
02h30 basic rhythm
03h30 dj deeon
05h30 lory d live
06h45 danny daze

panorama bar
00h00 n>e>d
03h00 egyptian lover live
05h00 paul woolford
07h30 moxie
09h30 barker

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
(die am 24. juni 2019 entsteht, ohne irgendwelche notizen, nur ein kurzes posting in der restrealitaet und drei shazam-einträge zu haben. das kann ja was werden…)

es war der abend, an dem ich gleich zwei herren alter schule auf der liste abhaken konnte: davon hat mich dj deeon wesentlich mehr überzeugt als lory d. letzterer mit einem gerade noch so soliden set, dj deeon mit neubearbeitungen seiner alten tracks, ohne aufsehenerregende tricks wie seine footwork-kollegen wie traxman. ein lässig aus dem handgelenk geschütteltes set. egyptian lover kam da leider ein wenig zu kurz, aber der war als live-act ja bereits bei der leisure system zu gast.
danny daze könnte mit seiner letzten nummer einige puristen gegen sich aufgebracht haben, die aber zeigte, dass bei reihen wie dieser sowas geht: „rush rush“ von paula abdul.
barker startete oben schnell um die 160 bpm, drosselte aber zeitnah, spielte mit „game one“ von infiniti einen der schönsten tracks, die detroit jemals hervorgebracht hat (ja, ich weiß, zusammen mit orlando voorn). sonst noch zwischen uk-rave und neuerer bass-schule vermittelnd: „don’t go (kicks like a mule mix)“ von awesome 3, „beach scene“ von hyetal, „safe wave“ von santorini. ein für sonstige verhältnisse in der panorama bar ungewöhnlicher set-aufbau, aber (gerne noch einmal) zum aufbrechen von strukturen gibt es den freitag mit solchen reihen ja.

[lärz / 29.06.-03.07.2016] fusion festival

wie letztes jahr: die nachbetrachtung für das vorjahr steht noch aus (dafür ist die für 2014 immerhin fertig), aber die vorfreude ist (wieder einmal dank erfolgreicher wunschkandidatur) riesig. ein bisschen wehmut schwingt mit, weil 2016 auch für die fusion in ihrem 20. jahr eine zäsur wird, indem der jährliche modus verlassen wird, so dass sie fortan alle zwei jahre stattfindet. aus logistischen gründen ist das aber nachvollziehbar und nimmt den stimmen hoffentlich ein bisschen wind aus den segeln, die dem festival beim wachstum in den letzten jahren selbstbereicherung vorgeworfen haben.

die nachbetrachtung folgt dann irgendwann so im juli 2017.

nachbetrachtung (30. juli 2017)

an sich hatte ich das mit dem anvisierten datum eher kokett gemeint, werde aber nun doch von der realität / dem arbeitsalltag eingeholt. nun ja, keine weiteren ausreden, sondern nägel mit köpfen gemacht.

also zunächst mal richtiggestellt: die fusion nimmt 2017 eine auszeit, es ist kein auf alle zwei jahre beschränkter rhythmus. es weiß zwar noch niemand, wie sie sich 2018 präsentieren wird. aber wie schon in den letzten jahren (ihr ahnt es) war bereits bei der rückfahrt klar, dass das wochenende um die sommersonnenwende auch 2018 freigehalten wird. auf den letzten monat rückblickend kann ich schon mit fug und recht behaupten: die hat schon echt gefehlt dieses jahr.

also mal schauen, was die erinnerung anhand von fotos und festivalplan so freilegt…

toll war:

  • es entwickelt sich wirklich zu einem running gag, aber im positiven sinne: wieder einmal bei sixt hochgestuft zu werden. dieses mal zu einer weißen mercedes c-klasse, deren helle ledersitze so viel stil hatten, dass ich nur hoffte, dass es nicht regnen wird und ich im wagen nicht unnötig viel schmutz hinterlasse. ist alles nicht passiert. die fahrt auf den family space über den rad-/fußgängerweg inklusive süffisanten kommentaren wie „auf die karre wirst du aufpassen müssen“ wird im gedächtnis bleiben. und ja, ein anteil von schlechtem gewissen ebenfalls.
  • nach all den jahren ein klapprad dabei zu haben, inklusive licht und schloss. jeder, der entweder hinter den bachstelzen oder wie meine wenigkeit seit jahren beim family space campt, wird die schweren beine am samstag kennen. es bot sich dieses mal die chance, sich ein klapprad ausleihen zu können, dessen einziges manko daraus bestand, dass sich der sattel nach hinten klappte. das führte aber erstens zu lustigen techniken, den wieder beim fahren in die waagerechte zu bringen, und zweitens hatte das gute stück einen gepäckträger. das hilft beim transport von getränkekisten ungemein.
    unnötig zu erwähnen, dass es die entscheidungen, sich mal kurz wieder zurück zum camp zu begeben, erstaunlich erleichtert. ein nachteil zwar, dass ich dadurch gar nicht im content oder der casbah zu finden war, aber auf der haben-seite steht die erfahrung, dass man selbst samstag nacht mit dem fahrrad ganz klasse über das gelände kommt, ohne sich unbeliebt zu machen – ein bisschen umsicht natürlich vorausgesetzt. ich kann’s wirklich nur jedem empfehlen, dessen campinglager mehr als 500 meter entfernt liegt.
  • weniger ein running gag, sondern mittlerweile so eine verlässliche konstante wie das festival selbst: fil. nach dem content anno 2015 dieses mal wieder auf dem roten platz am freitag mittag und damit auch wieder vor der anzahl an leuten, die er verdient.
  • modeselektor haben nach einigen jahren eines der besten turmbühnen-schlusssets hingelegt, das ich mir vorstellen konnte. zugegeben: das setting war auch super, mit teilen des line-ups neben ihnen auf dem pult tanzend, das wetter, die beleuchteten raupen von 2010 über der bühne. aber der eklektizismus, mit dem sie von besinnlichen nummern wie „king in my empire“ von rhythm & sound in kurzer zeit zu „the vamp“ von outlander, direkt gefolgt von „the bells“ kamen, war einfach beispielhaft. überzogen auch mal eben um anderthalb stunden.
  • hgich.t in der tubebox. das hatten einige andere schon eher vorausgesehen, so dass eine menschentraube davor stand und nur nach dem prinzip „einer raus, einer rein“ verfahren wurde. klappte aber zu den letzten takten von „tutenchamun“ noch, und da war noch nicht schluss.
  • serge im querfeld, der als herrscher über das clone-imperium eh aus dem vollen erfahrungsschatz seit den 1980ern schöpfte.
  • feine sahne hitfilet in der räuberhöhle. wenn ich mich nicht irre, war es ein trompeter und der drummer einer mittlerweile doch recht bekannten deutschen punkrock-combo, die dort am freitag abend soul und r&b wie von den jackson 5 spielte und bei treibhaustemperaturen richtig viel spaß hatten.
  • youth man in der datscha, mit einer frontfrau, für die das wort „energiebündel“ erfunden worden ist. hardcore-punk, schön laut vorgetragen und sie gerne beim pogo in der menge. für mich eine der überraschungen der fusion.
  • eine andere: sasha perera im kolkata (ehemals karl kutter), die zeigte, dass stile wie trap oder footwork auch bei sonnenaufgang inklusive crowdsurfing funktionieren können.
  • vor ihr an der seebühne genossen: pinch. erstmal gut, die leute nach tanith mit techno zu ködern und sich dann zu dubstep und grime zu steigern. natürlich: highlight.
  • gar nicht mal schlecht: rampue, der die tanzwüste samstag abend eröffnete. klar zählt melodischer techhouse nicht zu dem, was ich mir in den warenkorb packe, aber im festivalkontext war da absolut nichts auszusetzen. hat das set mit seinem „sympathy for the devil“-bootleg am schluss ganz einfach mal eben selbst gekrönt.
  • das mapping auf der rückseite der turmbühne.
  • pantéon rococo bei den triebwerken. leider nicht komplett mitbekommen, aber bei der stimmungsgarantie für eine der nächsten ausgaben auf den zettel gesetzt.
  • dakhabrakha auf dem roten platz am samstag nachmittag. ukrainische folklore, von den stimmen getragen. etwas besinnlich, aber bei der innenpolitischen situation im land wäre alles andere nicht authentisch gewesen.
  • oliver huntemann sonntag nachmittag auf der turmbühne. eine unaufgeregte rave-stimmung war das. erinnere mich nur an „die schallplatte“ von wassermann, in dem stil verlief auch das set.
  • giegling sonntag früh auf der tanzwüste. da habe ich zumindest mehr als eine stunde verbracht. in jedem fall war konstantin mit von der partie, der andere könnte sa pa gewesen sein. passte aber ebenfalls zur morgenstimmung.
  • wieder einmal der kleine „geheimfloor“ neben dem sonnendeck. dort im gedächtnis neben „smells like teen spirit“ geblieben: „fick die uni“ von der antilopen gang. kannte ich bis dahin echt nicht, hat aber nicht zuletzt wegen der textsicherheit der anderen gäste beim herumspringen ganz schön viel spaß gemacht. dann noch die fast verzweifelten anfragen des „barkeepers“, ob nicht jemand sein telefon anklemmen wolle, um die einmalige chance wahrzunehmen, ein dj auf der fusion zu werden.
  • scheissediebullen im schuhkarton samstag nachmittag. alleine wegen des namens hingegangen, schön harten punk gehört, der sich auf bandcamp sogar richtig melodisch anhört. vor ort war das einige spuren brachialer.

nicht so toll war:

  • wieder kein theaterstück gesehen, aber nach dem für 2017 günstigen termin beschlossen, mit der at.tension ernst zu machen. jetzt muss das auch nur noch hier mit dem ticket klappen.
  • wer die stehpisser vermisst: wird’s sicher gegeben haben, aber da ich mit fahrrad unterwegs war, habe ich sie nicht so sehr wahrgenommen. sehr positiv übrigens, dass vermehrt auf komposttoiletten gesetzt wird.
  • robert babicz auf der turmbühne. gut, fan von ihm werde ich in diesem leben wohl echt nicht mehr, aber nach den jahrzehntelangen erfahrungen als live-act mag man ja annehmen, dass er harmonien und dramaturgien aus dem handgelenk beherrscht. hatte bei der gelegenheit aber nicht den eindruck.
  • kein mir bekannter breakcore-act in der tubebox donnerstag nacht. auch im bassline circus habe ich das vermisst, der nach einem jahr aussetzen wieder an bekannter stelle stand und somit hätte einspringen können. auch da habe ich viel zu wenig zeit verbracht, was aber eher an meiner koordination lag.
  • acid pauli auf dem sonnendeck verpasst zu haben.

r.i.p. carlo pedersoli

direkt weiter geht es mit dem nächsten schauspieler, den alle welt besser als „bud spencer“ kennt. spätestens zu der zeit, in der ich auch wrestling toll fand, hatte ich auch meine freude an seinen haudrauf-mit-terence-filmen. wie jungs um die 10 jahre halt so sind. auch heute noch sind sie für mich, den wiederholungen sei dank, immer noch herrlich absurd überzeichnet und damit charmant.

er ist im alter von 86 jahren verstorben.

r.i.p.

r.i.p. götz george

mit einer ganzen menge galgenhumor kann man meinen, dass 2016 wenigstens auch bei den besten außerhalb der musischen zunft zulangt. bevor das hier aber noch pietätloser wird: was verbindet mich mit ihm?

nicht unbedingt schimanski. als das losging, war ich noch zu jung, um den tatort ohne bleibende schäden verarbeiten zu können. auch jetzt bei den wiederholungen und der neuauflage war ich nicht dabei.
„schtonk!“ sowie den „schulz & schulz“-dreiteiler im zdf habe ich wohl mit als erstes gesehen, „rossini“ dann später. bei ersterem hatte er mit uwe ochsenknecht, bei letzterem mit mario adorf (auch so ein großer), heiner lauterbach und auch joachim król tolle mitspieler.
brillant, bis zur letzten faser elektrisierend war er für mich jedoch in der rolle des fritz haarmann im „totmacher“. für mich seine glanzleistung – alleine nur weil er das kunststück fertig brachte, aus dieser offensichtlichen ein-mann-show keine zurschaustellung von eitelkeiten zu machen, sondern seine qualitäten schlicht und einfach nur abzurufen, ohne dabei gezwungen zu wirken. stattdessen machte er den wahnsinn mit einer unheimlichen intensität zu einer unmittelbaren erfahrung und stellte sich dabei (hier etwas für die wortspielkasse) in den dienst der rolle.

gestorben ist er bereits nach kurzer krankheit am 19. juni, 77 jahre wurde er alt.

r.i.p.

[berlin / 24.06.2016] tresor: new codes

ja, richtig gelesen. innerhalb von drei wochen zwei mal. ist ja fast wie in alten zeiten, aber auch ein ergebnis von spontaneität.

tresor20160624

teilt sich dann so auf:

tresor
00h00 inga mauer
02h30 sigha live
03h30 samuel kerridge
06h00 felix k

globus
00h00 nadja chatti
02h30 optimo
04h30 marco bernardi
06h00 sling + samo

ohm
00h00 ancestral voices
01h30 sam kdc
03h00 felix k / ena
04h30 presha

eintritt
12 euro

nachbetrachtung

doch, die spontaneität hat sich gelohnt, auch wenn ich nicht wesentlich länger als vier stunden dort war und ich den globus kaum betreten habe. an den joey-beltram-remix für „mad dog“ von the advent bei sling + samo erinnere ich mich noch, als ich gegen 6h30 ging.
positiv überrascht hat mich die geduld des publikums im ohm. während es bei sam kdc noch durchaus tanzbar zuging (interessante mischung aus reduziertem drum&bass neuerer schule mit industrial-sounds, und damit im groben das, was auf samurai horo passiert), deklinierten ena und felix k einige taktarten, tempi und stile durch, wozu auch mal ambient zählen konnte. das publikum blieb an ort und stelle und hörte interessiert zu, was meinen eindruck vom ohm als versuchslabor einmal mehr bestätigt hat.

die andere koordinate war eben der tresor, wo ich tatsächlich von jedem etwas mitbekam. solides warm-up von inga mauer, sigha mit modularsystem und tr-8, die mit ihren geschlossenen hihats auch für die momente sorgte, die am besten ankamen. bin aber nach einer halben stunde rüber ins ohm, um wieder pünktlich zu samuel kerridge zurückzukehren, der für mich fortan als universalwaffe gilt, da er mich als live-act und als dj überzeugt. so brachte er gegen ende seines sets mal eben (stark heruntergepitcht) „the hacker“ von jeff mills oder kurz zuvor „cydonia“ von scalameriya & haka, scheute sich aber auch nicht, zwischendrin auch mal drones zu spielen. wieder mal klasse, mein favorit des abends. das zweite set von felix k geriet etwas tooliger (mit der kalon auf sandwell district), aber mit der aussicht auf wahrscheinlich drei stunden zum schluss sind langfristig geplante sets auch nicht verkehrt. bekam ich dann jedoch nicht mehr mit, weil die staub am gleichen nachmittag noch rief, ich der kondition also nicht mehr zumuten wollte und somit heimwärts rollte.

doch, guter abend. auch mit schönem andrang, jedenfalls reichte die schlange um kurz nach 2h00 bis fast zum ende des gebäudes. für einen freitag war das schon alle achtung wert. selbst die fraktion, die sich und die nachwelt mit videoaufnahmen beglücken möchte, ließ sich dieses mal ganz gut ignorieren, was einmal mehr zeigt, dass das eine frage der tagesform ist.

[berlin / 25.06.2016] about blank: staub

die sind dieses jahr auf das monatsende abonniert. die wetterprognosen lassen zwar nicht allzu viel zeit für tischtennis erahnen, aber dann wird eben tanzen die nächstliegende option.

staub20160625

nachbetrachtung
zunächst die chronistenpflicht:

garten
10h00 baby kruger live
11h00 talla
13h00 mareena
15h00 kwaint
17h00 christopher joseph
19h00 i/y

mdf
14h30 miro
17h00 richard
19h30 aña

so, nun aber. zunächst einmal: seit der party habe ich den beinamen „mr strawberry“ weg, da der erdbeerstand am ostkreuz einfach zu verlockend war, um einfach nur vorbeizugehen. ein kilo lässt sich zwar alleine futtern, wäre aber zu egoistisch. daher anderen auf der tanzfläche im garten eine freude damit bereitet, so kam eines zum anderen.

am start war ich jedenfalls von 14 uhr bis zum schluss. mareena war gartentypisch eher melodischer mit acid-einschlag unterwegs. da ich leider nur in wenigen punkten mit der discographie des in der woche vor der party verstorbenen andreas gehm vertraut bin, kann ich nicht beurteilen, wieviel sie von ihrem vorhaben umgesetzt hat, möglichst viel von ihm zu spielen. kwartz war eher trockener, und dank ihm habe ich mit doq ein berliner label entdeckt. bisher zwei veröffentlichungen von excell, was den verdacht eines autorenlabels nahelegt. schnörkellos, analog, rauh, auf den punkt – mag ich. danach widmete ich mich doch eher dem tischtennis, musik geriet da zur nebensache. miro fand ich drinnen zu perkussiv, erinnerte mich an das, was ich an samuel l. session oder primate um 2001 schon langweilig fand. draußen machten i/y einen auf mich ziemlich unharmonischen eindruck mit wenig flow.
das klappte später drinnen bei aña besser, die aber mit einem schlecht gelaunten xone:92 zu kämpfen hatte, bei dem ein kanal für den technics nur auf halber kraft funktionierte. inhaltlich mit etwas acid, „flash“ von vanguard als schlusstrack, dem ich immer noch nicht viel abgewinnen kann. aber man kann sich das clubleben auch zur hölle machen, wenn man seine dogmen auch dogmen bleiben lässt. oder auf deutsch: ich habe mir keinen zacken aus der krone gebrochen, indem ich dazu getanzt habe.

ergo eine musikalisch für mich eher solide staub mit mareena und kwaint als diejenigen, die mich überzeugt haben – neben dem wetter, das sich als besser als die prognose entpuppte und den garten einmal mehr zum zentralen ort für viele werden ließ.

r.i.p. andreas gehm

die vorrede à la „was läuft bei dir eigentlich falsch, 2016?“ – geschenkt.

in den letzten wochen war in den sozialen netzwerken schon zu lesen, dass es ihm gesundheitlich alles andere als gut ging. schmerzen, erbrechen, keine wirkliche diagnose, dafür finanziell so angeschlagen, dass er um spenden bat. eine solidaritäts-compilation konnte man auf bandcamp erwerben. nun ist er gestern abend verstorben, womit eine der koryphäen in sachen chicago, acid, house und auch electro hierzulande wegfällt. das am tage erfahren zu müssen, an dem die musik eigentlich gefeiert werden soll, gibt noch einen extra-bitteren beigeschmack.

r.i.p.

nachtrag, 24. juni 2016, 20:28 uhr:
die oben erwähnte compilation lässt sich immer noch kaufen, der erlös kommt jetzt den begräbniskosten und dem, was drumherum anfällt, zugute.