[berlin / 19.08.2017] berghain: klubnacht

den monatstermin habe ich bewusst auf eine woche nach der ostgut ton-nacht verlegt. schade, dass ich weite teile von blawan verpassen werde, aber ich bin sehr gespannt darauf, wie objekt mit dem allgemeinen publikumsandrang sonntagabend umgehen wird.

klubnacht

berghain
00h00 nihad tule
04h00 stanislav tolkachev live
05h00 blind observatory
09h00 abe duque
12h00 claire morgan
16h00 young male
20h00 objekt
00h00 blawan

panorama bar
00h00 kornél kovács
04h00 âme live
05h30 shanti celeste
09h30 chris cruse
13h30 anthony naples
17h30 midland
21h30 gerd janson
01h30 scuba

garten
12h00 jo nathan
16h00 honey dijon

eintritt
16 euro

nachbetrachtung

auch wenn es bei der o-ton-nacht nicht zu überfüllt gewesen sein soll und es damit schon etwas wehtat, die halle erst zum geburtstag wieder zu sehen, ließen die fülle und erst recht die musik das alles locker vergessen.

oben war ich kaum, nur mal eine viertelstunde bei anthony naples und gerd janson. ersterer mit melodischem piano-house, zweiterer mit viel vocals.

claire morgan für mich überaus solide, hat mich mit „cydonia“ von scalameriya & vsk auf die tanzfläche gelockt.

dann eine weile bei honey dijon im garten verquatscht und sie dabei nur im hintergrund wahrgenommen. da liefen dann dinge wie „welcome to the pleasuredome“ von frankie goes to hollywood und ein „shades of jae“-bootleg namens „shades of dank“ von plus two.

young male mit zackigem techno-tempo, u.a. „work“ im sterac-remix (original von james ruskin). lag stellenweise (und gerade beim herausmixen aus dem track, wo es ihm eine gefühlte minute nicht gelang, die beiden takte auf den punkt zu bringen) deutlich daneben. dafür war es nicht komplett vollgas, sondern ein längergezogener auf- und abbau von spannung ohne abrupte brüche – das überwiegt als eindruck.

nach dem objekt-set habe ich meine neutralität (um den wortwitz mit der objektivität nicht zwangsläufig bemühen zu müssen) ihm gegenüber völlig aufgegeben. fan bin ich und wurde nicht enttäuscht, so dass es nach lena willikens zum csd eine der gelegenheiten war, bei denen ich nicht von der tanzfläche herunterwollte.
einziger kompromiss: er machte keine zu harten temposprünge von techno- auf drum&bass-tempo – das ist aber auch alles. zur hälfte irgendwas mit breakbeats, davon auch viel electro und überhaupt musikalisch wie technisch die ganze zeit über auf konsequent hohem niveau. hielt mich mit jedem track neugierig auf den nächsten und zeigte mir vor allem mal wieder die grenzen meiner kenntnisse auf (die gleich folgende tracklist ist zu wenigstens zwei dritteln aus shazam).
vier stunden lang inspiration, herausforderung, überraschungen – und das zur besten sonntags-sendezeit, danach konnte es für mich nicht mehr besser werden. von blawan habe ich daher nicht mehr so viel mitbekommen.
trackauswahl:
zeigen

rückblickend (diese zeilen entstehen am 30. dezember 2017) war es den besuch alleine aufgrund des sets des jahres von objekt wert, die allgemein entspannte atmosphäre nach dem wochenende mit erwartetem massenandrang hatte daran aber auch ihren anteil. hat damit potential, so wiederholt zu werden.

[berlin / 22.07.2017] berghain: csd klubnacht

während sich halb berlin auf der nation of gondwana tummelt, verschlägt es mich zu altbekannten spielstätten. der csd ist ohnehin immer ein toller anlass, sich des subversiven zu erinnern, was in kombination mit dem hype der vergangenen jahre zu einer interessanten mischung an menschen und stimmungen führen kann.
außerdem ist es sehr lobenswert (aber irgendwie auch traurig) zu erwähnen, dass das line-up im sonst so männerdominierten berghain mehr als zur hälfte von damen geprägt wird. da bin ich mit am meisten auf lena willikens gespannt, die beim diesjährigen geburtstag des about blank (hier leider nicht besprochen, weil ich auch recht kurz da war) ein set ablieferte, das beispielhaft für konstanten mut zum risiko bei gleichzeitiger beibehaltung hoher qualität und musikalischer erziehung stand. schade nur, dass nd und discodromo so früh dran sind und ich sie aller voraussicht nach verpassen werde.

csd klubnacht

berghain
00h00 norman nodge
04h00 anetha
07h00 ben klock
11h00 lena willikens
14h00 bella sarris
17h00 relaxer live
18h00 courtesy
21h00 steffi
01h00 boris

panorama bar
00h00 nd_baumecker
04h00 looky looky live
05h00 discodromo
09h00 volvox
13h00 ash
16h00 kim ann foxman
19h00 i-f
22h00 massimiliano pagliara
02h00 virginia

garten
12h00 cormac
16h00 roi perez

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
(seit gut anderthalb jahren mal überfällig)

es waren am ende dann doch 16 stunden bis kurz nach 1 uhr in der nacht von sonntag auf montag und tatsächlich so schwul wie erhofft.

dabei hat ben klock seinen aufwärtstrend fortgesetzt und tracks mit wiedererkennungswert gespielt, inklusive acid.
volvox war bis dahin ein für mich unbeschriebenes blatt, aber die überraschen ja ganz gerne mal sehr positiv. sie war so ein fall, landete mit tracks wie „continuous flow“ von drumcomplex & red square oder „eat my pussy (egyptian lover remix)“ von anet k in der kategorie „neuentdeckung“.
lena willikens blieb kompromisslos bei ihrer linie: langsam um die 100 bpm beginnen, damit leute filtern und sich in drei stunden bis auf techno-tempo vorarbeiten. auswahl: „elements of life“ von d-leria, „erwachen“ von jepe feat. juaau, „let’s talk“ von air lqd, „docking (nisek remix)“ von horos, „ospel“ von pragma, „the sting that stung“ von prostitutes oder beinahe-klassikern wie „fake & phoney“ von green velvet. großartig, favoritin – neben dem herrn, der ihr ab 19 uhr oben folgte.
von bella sarris blieb bei mir nur „subversion“ von ectomorph als erster track und später noch „deep“ von surgeon hängen. sonst techno, solide, recht minimal. damit kein ausreißer nach oben oder unten.
kim ann foxman verschmolz oben die alte schule mit der neuen. unter anderem dabei: „i said“ von alienage, ihr remix von „tribal rhythm“ – im original von jozef k & winter son feat. flora cruz – sowie „pulse state“ von the future sound of london oder „on the verge“ vom eh immer beachtenswerten dez williams.
relaxer präsentierte sich unten hochmotiviert. stilistisch episch, mir allerdings zu dick aufgetragen. das liegt aber an meinem bekannt ambivalenten verhältnis zu melodien.
i-f zeigte einmal mehr, dass er einer der besten djs auf mutter erden ist. recht zum anfang mit „sloth“ aus seiner feder, was kurz darauf auf viewlexx wiederveröffentlicht wurde oder „king of the castle“ von dj schwa & layup. wechselte später mühelos von waschechten techno-brettern wie „lyot“ von vainqueur im maurizio-mix und „pantha rei“ von unit moebius (beide direkt aufeinander folgend) zu pop-remixen – in dem fall „enjoy the silence“ von depeche mode nochmal von ewan pearson unter die lupe genommen (und vom publikum beherzt mitgesungen). zum schluss hin noch „i think i’m gonna fall (in love)“ von supercharge und zur krönung dem anlass gebührend „gimme gimme gimme“ von abba.
courtesy habe ich nur kurz mitbekommen, aber dabei das von sleeparchive bekannte „research… research…“ mitbekommen. auch die dame kann man auf dem zettel behalten.
steffi nutzte ihren heimvorteil aus und sorgte bei mittlerweile bekannter publikumsdichte für erst recht treibhausähnliche temperaturen. unter anderem mit gestandenen tracks wie „drome“ von joey beltram, „i’m so hi“ von dj funk oder (etwas neuer) „kinky dudes“ von shed. bei boris im anschluss hatte ich keine zweifel daran, dass er das gekonnt über die ziellinie bringen wird.

in summe war das also tatsächlich überdurchschnittlich gut sowie trotz füllgrad und treibhaus gut auszuhalten. wobei ich beim heimgehen aufgrund keiner schlange vermutete, dass schon seit längerem der einlassstopp verhängt worden war. das wäre auch überaus vernünftig gewesen.

[berlin / 24.06.2017] berghain: klubnacht

und um dem terminkalender noch den monatlichen pflichtbesuch sowie dem wachsenden stapel an ausstehenden nachbetrachtungen ein weiteres stück hinzuzufügen, kommt hier noch das angebot, das ich im juni wirklich mit am ansprechendsten fand. erstaunlicherweise gilt das jedoch für die panorama bar, unten im berghain sind bis auf dvs1, setaoc mass, norman nodge und dustin zahn alles unbeschriebene blätter. das können aber ganz gute voraussetzungen für überraschungen sein.
einfinden werde ich mich jedoch zu beginn von kink und dann bis zu herrn janson bleiben.

klubnacht

berghain
00h00 kitkatone
04h00 boston 168 live
05h00 dustin zahn
09h00 insolate
13h00 amotik
17h00 setaoc mass
21h00 dvs1
01h00 norman nodge

panorama bar
00h00 soundstream
04h00 massimiliano pagliara
08h00 kink live
10h00 sven weisemann
14h00 nd_baumecker
18h00 gerd janson
22h00 l.b. dub corp
02h00 ryan elliott b2b evan baggs

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
es scheint bei mir wohl echt in der natur der sache zu liegen, dass mit so die besten besuche dann geschehen, wenn sich bei mir ein allgemeiner musikalischer verdruss eingestellt hat und ich die erwartungen an sets daher ungefähr so weit herunterschraube, dass ich bitte nicht eine stunde lang mit dem ewig gleichen stil gelangweilt werden möchte und in den darauf folgenden vier stunden gefühlt das gleiche erlebe.

es wurde dann tatsächlich länger: 7h45 bis 23h15, wobei die letzten vier stunden in der üblichen sonntagsfülle stattfanden, die ich mir dieses mal als zaungast angeschaut habe. erstaunlicherweise war oben in der panorama bar auf der galerie am balkon immer irgendwie platz und im berghain bei der dj-ecke. wie bereits im voraus anvisiert, waren die oberen gefilde für mich dieses mal der passendere hafen und die ausflüge nach unten jeweils eher kurz. aber auch wenn ich mich dort aufhielt, war es zumindest nicht schlecht. einzig setaoc mass bediente für meinen eindruck ziemlich das berghain-techno-klischee, aber dustin zahn war in der frühe bereits mit einigen detroitigen chords unterwegs, insolate trocken, geradeaus und mit „no limit“ von 2 unlimited zum schluss auch polarisierend, wobei das in dem augenblick stimmungstechnisch erstaunlich entkrampfend wirkte. war zudem wesentlich besser verpackt als der übergang mit der brechstange zu „rhythm is a dancer“ von tijana t letztes jahr.
amotik und tatsächlich auch dvs1 ziemlich melodisch. letzterer bedient sich zwar gerne bei tracks der trippigen sorte, die ich auf der hardwax-website immer durchskippe, aber der mangel an dynamik, den ich bei seinem spannungsaufbau in den letzten jahren so oft bemängelt habe, hat sich ganz stark verbessert.

verbessert ist auch die situation in der säule, wobei das nach dem überaus positiven ersteindruck jammern auf hohem niveau ist. als erstes war das licht auf den toiletten nachmittags nicht mehr so grell. noch viel wichtiger: es gibt am rande der tanzfläche sowie oben auf der galerie mehr pritschen. ist zwar immer noch so, dass man als pärchen welcher orientierung auch immer etwas freizügig sein muss, die holzbank ist dort immer noch nicht wirklich bequem (könnte an sich eine etage tiefer) und der slalomgang will oben auch erstmal absolviert werden. aber sonst war ich sonntagabend sehr erstaunt, wie der floor als rückzugsraum angenommen wird. leider sieht der garderobenbereich links vom eingang, der einst die plattencover beherbergte, immer noch trostlos aus.

oben in der panorama bar hatte kink kein schweres los, die leute auf seine seite zu ziehen. auch wenn er es durch sein set nicht geschafft hat, dass ich mir seine sachen blind kaufen möchte und er auch keine großen musikalischen wagnisse einging, muss man neidlos anerkennen: der mann beherrscht seinen technischen fuhrpark und bringt so viel grundwissen mit, dass er mit harmonien improvisieren kann. noch dazu zweifelt man keine sekunde daran, dass er richtigen spaß an seinem job hat. das alles in kombination mit den bekannten durch breaks konstruierten spannungsaufbau- und durch bass folgende erlösungsmomente machte mir bewusst, dass das mit dem spaß haben so einfach gehen kann, wenn man diese momente auch als das nimmt was sie sind: aus gutem grund etablierte standards.
sven weisemann sparte nicht an vocals und hits: „i can’t kick this feeling when it hits“ von moodymann, „let me show you love“ von romanthony, aber auch „phylyps trak 2“, „loop“ von fuse vs lfo und pop in form von „thriller“ und „sweet dreams“. damit machte er das beste aus dem tendenziell eher schwierigen slot, während dem sich das publikum auch gerne mal austauscht und es zu lücken auf der tanzfläche kommen kann.
nd_baumecker schaltete danach gleich gefühlt zwei gänge zurück und spielte für connaisseure. das mögen manche nach dem vorherigen feuerwerk durchaus als vollbremsung empfunden haben, aber da man sich wie bei ihm üblich um stilübergreifend fein kuratierte tracks keine sorgen machen musste, war das zum konzentrierten zuhören beim tanzen das richtige, anstatt dem vorgängerset auf teufel komm raus noch einen draufzusetzen. genug zeit für das zurückholen der stimmung auf das vorherige niveau bleibt in vier stunden ja eh, und das wusste er insbesondere zum schluss hin auch umzusetzen.
gerd janson fand ich (da ist wieder das meckern auf hohem niveau) bei meinem letzten besuch zwingender, machte seinem status als resident wie sein vorgänger jedoch alle ehre. einzig luke slater als l.b. dub corp empfand ich als zu trocken für mich. ich meine, die „mandu“ von losoul erkannt zu haben, aber für die gute halbe stunde, die ich ihn gehört habe, erhoffte ich mir etwas weniger austauschbare tracks. andererseits fiel so der aufbruch nicht schwer.

war also tatsächlich einer der sonntage, in denen das schlechte gewissen pause hatte, weil ich in puncto eines potentiellen sommertages nicht viel verpasst hätte. stattdessen gab es gute bis sehr gute musikalische unterhaltung: oben mit größerer vielfalt innerhalb der einzelnen sets, unten von set zu set unterschiedlich und innerhalb der einzelnen sets mit nuancen – eine revolution fand nicht statt, aber es ist dem spaß (wie eingangs erwähnt) auch nicht unbedingt förderlich, wenn man diese erwartet. addiert man noch ein echt gut gelauntes publikum, kommt eine der klubnächte dabei raus, die ich durchaus als beispiel heranziehen kann, weshalb der club immer noch seinesgleichen sucht.

[berlin / 13.05.2017] berghain: klubnacht

die anlage in der panorama bar soll ein update erfahren haben. das werde ich mir zwar auch anhören, aber hauptaugenmerk liegt auf samuel kerridge.

klubnacht

berghain
00h00 efdemin
04h00 samuel kerridge live
05h00 cleric
09h00 gerald vdh
13h00 kangding ray
17h00 ben klock
22h00 len faki
02h00 eric cloutier

panorama bar
00h00 candy pollard
04h00 new jackson live
05h00 dj tennis
09h00 joakim
12h00 john daly
15h00 oracy
19h00 nitam
22h00 kasper bjørke
02h00 maceo plex

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
auch wenn der besuch nicht so kurz war (4 bis 19 uhr), kann ich das musikalische recht flott abhandeln, weil die vorab erhofften qualitätsgaranten auch tatsächlich lieferten. allem voran samuel kerridge, der eines der kompromisslosesten sets gespielt hat, die ich samstags in den 12einhalb jahren dort mitbekommen habe. die erste viertelstunde konsequent unter 120 bpm und ohne richtige kickdrum, sondern eher dronig (der erste track von „fatal light attraction“ war mit dabei), filterte damit ein drittel des publikums aus und gab dem rest insbesondere in den letzten 20 minuten die brachiale offensive, inklusive live dazugemischter schrei-samples von sich selbst. kein einziger 4-to-the-floor-rhythmus, was die sache nochmal interessanter machte. hätte die letzten fast zehn minuten noch gut damit in die länge ziehen können – so war der schluss etwas abrupt.
das anlagen-update für die panorama bar besteht aus der rückkehr zu line-arrays und einer anderen verteilung der subs. hersteller ist studt akustik, die subs stehen sich jetzt quasi gegenüber: die altbekannten in einem der séparées, die anderen direkt vor den fenstern. da einer der gebuchten leute den pioneer djm im tech-rider hatte, von denen die neueren generationen ja ganz annehmbar klingen, gibt’s erstmal nur „weniger wuchtig, aber transparenter als zuvor“ als urteil. bei den sets ist oracy eindeutig hervorzuheben. er war der grund, weshalb ich doch länger als 12 stunden bleiben wollte, um während des sets zu entscheiden, ob ich währenddessen gehe oder nicht. dazu gab er jedoch keinen anlass. house mit und ohne vocals, es konnte auch etwas poppiger werden (ned flanders – memory loss. da wird’s spätestens beim vocal offensichtlich, von welchem soundtrack-gassenhauer er sich hat inspirieren lassen, und ep-titel sowie -cover setzen da noch eine krone drauf.), anthony shakir geht sowieso immer, vor allem wenn’s noch „soundblaster“ von der guten alten gigolo ist, später noch electro mit „space ships“ von jeremiah r. hatte trotz stilübergreifendem ansatz einen tollen flow, der mir vorher bei john daly fehlte, aber das mag auch dessen tagesform gewesen sein. joakim hatte zwischen deep house und disco eine halbvolle tanzfläche vor sich, was ich aber den gesamten abend über in der panorama bar jedoch als ganz angenehm empfand. unten war das bis zu ben klock noch genauso, das änderte sich aber bis 17 uhr schlagartig. zwar hörte sich das, was er spielte, beim durchlaufen recht ungewohnt melodisch an, aber mir war nicht danach, mir das vom rand anzuschauen oder einen platz irgendwo im getümmel zu ergattern, um zu schauen, ob mich das länger mitreißt – dafür war’s oben bei oracy einfach zu kurzweilig.
auch wenn ich kangding ray das letzte mal an ort und stelle besser fand, spielt er über die gesamtzeit betrachtet noch im oberen mittel mit. u.a. mit „dune“ von seinem album, das mich letztens tatsächlich dazu gebracht hat, etwas auf stroboscopic artefacts zu kaufen oder „encipher & decipher“ vom wirklich guten barker & baumecker-album letztes jahr. aber sonst war’s insbesondere bei gerald vdh als auch cleric nicht mehr als solider berghain-techno, bei dem letzterer zwar „amphetamine“ von drax ltd zum schluss spielte. aber auch der track scheint wieder in mode gekommen zu sein und als reminiszenz an die 1990er wohl gerne mal hergenommen zu werden. für mich war’s genügend anlass, im garten und vor allem der säule zu verweilen, womit ich endlich bei den umbaumaßnahmen wäre.

systematisch vorgegangen:
die garderobe hat ein neues wandgemälde: „vertigo“ von norbert bisky, der schon für das bühnenbild bei „masse“ verantwortlich war. dafür wurde die wand dunkelgrün gestrichen und das gemälde verteilt sich über kleinere einzelbilder, die jeweils von der gegenüberliegenden garderobe angestrahlt werden. damit wirkt zumindest die rechte seite der garderobe nicht mehr so kahl, wohingegen die panele mit den plattencovern auf der linken seite immer noch nicht ersetzt worden sind. dafür ist die improvisierte lösung mit den vorhängen dort den bekannten glastüren mit stahl gewichen. mal schauen, ob sich da noch was tut.
wer sich noch an die trennwand zur garderobe richtung toiletten / garten erinnert: die gibt es nicht mehr. stattdessen steht da jetzt eine couch, dahinter geht es zur treppe richtung oberen teil der garderobe (den ich übrigens an dem abend nicht geöffnet gesehen habe).
im garten ist der riesige phallus verschwunden, dafür stehen dort jetzt die betonbänke aus der ehemaligen säulenhalle, womit ich beim kern angelangt wäre. es war ja viel vorab über die säule zu lesen oder zu hören: zu helle klos, zu wenig rückzugsorte zum cruisen oder für die heteropärchen. gelobt wurde aber das licht sowie die galerie.
für mich ist es im vergleich zu vorher eine deutliche verbesserung. die mehrzahl an klos war definitiv notwendig, weil deren mangel in der darkroom-holzkonstruktion zuvor schon einigen die stimmung verdorben haben dürfte. das licht dort war bis zum säubern am mittag auch halb abgedunkelt und für mich vollkommen ok so. keine ahnung, warum danach flutlichtartiges licht herrschen musste. mit den saloon-türen zu den kabinen habe ich auch kein problem.
generell werden die ecken in der halle nun wesentlich besser als vorher ausgenutzt. am ende das dj-pult in der mitte, flankiert von zwei treppen, die nach oben zur galerie führen. wenn man dort oben ist, finden sich auch diverse spielwiesen, die unten etwas fehlen. habe mich auch gefragt, wie das im clubbetrieb mit musik und den sitzflächen am rande mancher säule funktionieren soll, aber als ergänzung bzw. entlastung zur klubnacht ist der raum ein absoluter zugewinn. meinem eindruck nach war die gesamte zeitdauer über dort mehr los als zu den klubnächten vor dem umbau, was die anzahl der leute angeht. das dürfte auch noch zunehmen, wenn sich herumspricht, dass man an der dortigen bar, die nun komplett nach rechts gewandert ist, so gut wie gar nicht warten muss. auch für gespräche empfiehlt sich die säule, da die glastüren / wände dazu führen, dass von oben zwar noch wahrnehmbar ist, welcher track gerade läuft, aber man muss nicht mehr lauthals gegen den bass ankämpfen. das müsste also auch einen parallelbetrieb von berghain und säule ganz gut gewährleisten.

kurz und prägnant zusammengefasst:
samuel kerridge und oracy unbestrittene höhepunkte, joakim und kangding ray oberes mittelfeld, sonst musikalisch nichts nennenswertes. die säule ist ein echter zugewinn, bei der wahrscheinlich noch etwas feinarbeit betrieben wird. aber es war definitiv eine gute entscheidung, den raum in der form richtig ausnutzen zu wollen.

[berlin / 31.03.2017] berghain: planet giegling

es gibt einen ganz profanen, aber doch nicht unwesentlichen grund, dem hype um die weimar-berliner hinterherzurennen: ich hoffe auf einen merchandising-stand, bei dem sich die 8-fach-lp vom prince of denmark kaufen lässt. die tour-ep würde ich bei der gelegenheit auch gleich mitnehmen. das konzept mit mehreren live-acts (gerade in der panorama bar) kommt dabei aber auch mehr als gut gelegen.
die säule werde ich mir als neuen floor aller wahrscheinlichkeit nach erst ende april anschauen können. keine ahnung, wieviel davon beim durchgehen zu sehen sein wird.

planet giegling

berghain
ateq live
vril live
sa pa
konstantin

panorama bar
edward live
dj dustin
kettenkarussell live
legov leafar live

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
da will lynch sinn und verlauf der gesamten tour überaus lesenswert bei residentadvisor zusammengefasst hat, gibt es hier lediglich die inhaltliche bewertung dessen, was für mich denn nun am hype dran ist oder war.

die panorama bar lasse ich bei dem ganzen mal aus, weil ich da vielleicht mal eine viertel- bis halbe stunde verbracht habe, in der dustin gewohnt sicher agierte. der rest also unten, wo der riesige lametta-leuchter an der rückseite ins auge fiel, was eine der optischen installationen des giegling-kollektivs war und für ein insgesamt helleres berghain sorgte. die podeste wichen bühnenaufbauten, was vor dem darkroom und beim rechten boxenturm zunächst ganz gute emporen für die exaltierten, später aber zusätzliche sitzgelegenheiten schuf. fand ich gar nicht mal so schlecht als anordnung und dachte, dass dies der normalzustand wäre. könnte man für manche sonntage mal im auge behalten.
ebenfalls zeichen der optischen wandlung: die „rituale des verschwindens“ von piotr nathan waren ebenfalls bereits abmontiert und versteigert, was bei 500 euro pro panel (171 an der zahl) wohl einen ordentlichen schnitt ergeben haben dürfte. nur eine maueraufschrift mit dem titel des abmontierten werks zeugte davon, dass da einst etwas hing. mehr zur entstehung, konzeption des werks sowie zur entscheidung, es zu demontieren und zu versteigern, lässt sich in diesem interview nachlesen. war für mich etwas ungewohnt, bzw. wirkte sehr kahl und in puncto raumtrennung mit den vorhängen links neben dem eingang, wo auch die panele mit den gesammelten plattencovern demontiert worden waren, auch etwas improvisiert.
die säule war nur von außen zu betrachten, aber das wirkte tatsächlich sehr durchdacht. man erinnert sich: wenn das berghain freitags geöffnet hatte, stand zur säulenhalle stets ein bauzaun zur abtrennung, um die leute daran zu hindern, sich bei der bar zu bedienen, die samstags geöffnet hatte. das ist nun durch die glasfront nicht mehr notwendig, die 1:1 dem entspricht, was man oben zwischen bar und tanzfläche sieht. es gibt nun auch ein stahltor, das sich durch drahtseile bedienen lässt und den zugang zur stahltreppe nach oben versperrt, weil an manchen freitagen nur die säule anstelle der panorama bar geöffnet hat und leute nicht nach oben sollen.

es waren also gleich mehrere änderungen auf einmal, die nach den in den vergangenen 12 jahren mehr oder weniger prägnanten umbauten (von denen der in der panorama bar anfang 2010 sicherlich hervorzuheben ist) verarbeitet werden mussten. das fiel aber durch das musikalische niveau leicht, wobei ich den an live-acts orientierten ansatz wirklich loben muss. es hat zwar leider nur für die letzte stunde von ateq (von insgesamt drei) gereicht, aber das war immer fordernder werdender dubtechno, an den sa pa stilistisch auch gut anknüpfen konnte. er spielte mit cdjs und darunter viel eigenes, aber technisch war das ziemlich holperig, so dass ich mich schon fragte, warum er das nicht gleich als dezidierter live-act auch mit ableton live hätte machen können. konstantin hingegen war so souverän, dass er für mich eines der dj-sets des jahres gespielt hat, in dem auch tracks wie „elastobabe“ von pantytec richtig technoid klangen. „marionette“ von mathew jonson höre ich auch immer noch gerne, das war alles mit dem richtigen gespür für stimmung und harmonien ineinandergemischt, dass es sich alleine für ihn gelohnt hätte.
vril durfte die letzten drei stunden als live-act bestreiten und hatte von 7 bis 10 auch keine mühe damit, die leute zu halten. für mein empfinden wäre es besser gewesen, das tempo etwas weniger merklich zu drosseln als in den letzten zehn minuten vor schluss, aber das ist als kritik geschenkt.

hab’s also alles andere als bereut. wenn man will lynchs artikel liest, scheint giegling das auf die gesamte tour betrachtet genauso zu empfinden, auch wenn ich verstehen kann, dass es so schnell keine wiederholung davon mehr geben wird. aber sie haben es geschafft, mir die acht stunden mit einem zwar klar definierten, aber sehr ausgefeilten stil im erbe von dubtechno, minimal und trance sehr kurzweilig zu gestalten. hype hin oder her: hin und wieder trifft es damit auch die richtigen.

[berlin / 04.03.2017] berghain: klubnacht

läuft unter dem motto „das habe ich mir verdient“. deadbeat hätte ich zwar gerne gehört, es wird jedoch für mich erst zum nachmittag mit dem erscheinen klappen.

klubnacht

berghain
00h00 boris
04h00 deadbeat live
05h00 héctor oaks
09h00 measure divide
12h00 daniel miller
15h00 moritz von oswald
17h00 ben klock
21h00 etapp kyle
02h00 pete

panorama bar
00h00 red d
02h00 fabrice lig
05h00 red d
08h00 san soda
12h00 toshiya kawasaki
16h00 muallem b2b nd_baumecker
21h00 paul woolford
00h00 italojohnson

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
es war mal wieder eine der gelegenheiten, bei denen ich der stimme der unvernunft nachgegeben habe. das lief allerdings auf zwei schichten hinaus: 15 bis 21 sowie 5 bis 9 uhr. hatte mich im vornherein zwar schon darauf eingestellt, wieder vorzeitig bei pete gehen zu müssen, aber pünktlich um 9 ging das putzlicht an. war zwar kurzzeitig irritierend, aber dann kam in der garderobenschlange der richtige hinweis: bauarbeiten in der säule. die war zu dem zeitpunkt noch zwei wochen vor ihrer eröffnung und bauarbeiter dürften nur ungerne gegen eine basswand anschreien.
wie auch immer: passte mir als aufwärmtraining für die arbeit gut in den kram.

und auch wenn ich es sonst besser finde, sich auch von anderen im line-up überraschen zu lassen: dieses mal verfuhr ich wirklich rein strategisch und enttäuscht hat mich niemand von denen, die ich hören wollte.
moritz von oswald wie immer geschmackssicher, ohne im set die wirklich ekstatischen momente kreieren zu wollen. dafür eben eine lehrstunde für den nachwuchs: die „m5“, „icon“ von rhythim is rhythim, „acid eiffel“ von choice / laurent garnier, „the rhythm of vision“ von robert hood, allerdings mit „black russian“ von dvs1 auch neueres.
nd und muallem harmonierten gut miteinander, so dass eine gemeinsame linie erkennbar war. in erinnerung ist mir noch „severed seven“ von joy orbison & boddika, den nd gegen schluss spielte.
pete dann wie im jahr zuvor zum schluss nicht zu hart, aber trotzdem eine bank. die „phylyps trak“ hat er wieder integriert und zum schluss noch eine toytronic zum besten gegeben: cultek – minds beyond.

alles in allem: guter standard.

[berlin / 25.02.2017] berghain: klubnacht

der hauptgrund, meine selbstauferlegte einmal-im-monat-regel zu durchbrechen, findet sich in dem herrn, der auf honest jon’s in letzter zeit die pfade verfolgt, die er vor sechs jahren mit dem doppelpack „music for the quiet hour / the drawbar organ“ betreten hat. er hat in der zwischenzeit vor zwei jahren bewiesen, dass das im berghain ganz gehörig in die hüfte gehen kann, von daher laufe ich gefahr, die erwartungen zu überhöhen. das weitere angebot sieht unten bis 17 uhr jedoch ebenfalls interessant aus.

klubnacht

berghain
00h00 phase fatale
05h00 shackleton live
06h30 kangding ray
10h00 nthng
14h00 daze.
17h00 silent servant
21h00 anthony parasole
01h00 fiedel

panorama bar
00h00 virginia
04h00 zozo
08h00 honey dijon
11h00 soundstream
14h00 tornado wallace
17h00 gerd janson
21h00 avalon emerson
01h00 jennifer cardini

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
wie war das noch gleich mit dem vorsatz, es nicht mehr zwingend auf 12+x stunden anzulegen? nun ja, es wurde jedenfalls von beginn shackleton bis ende von herrn janson.

bei shackleton muss ich mich nicht wiederholen, den lasse ich außer konkurrenz laufen. wiedererkannt habe ich nur teile aus „freezing opening thawing“ und „the prophet sequence“ vom album mit vengeance tenfold (das war das set-intro).
war letztes jahr leider nicht da, als er gespielt hat. aber im vergleich zu 2015 funktionierte das beim publikum erstaunlich gut, auch wenn er weniger fordernd spielte als damals und eher seine markenzeichen-sequenzen und auf die magengrube zielenden basslines einsetzte. es blieb trotzdem zu wenigstens drei vierteln gefüllt. wenn ich mir etwas wünschen dürfte: mehr strecken mit kickdrums, aber die phase hat er hinter sich, glaube ich.

bei kangding ray finde ich es einfach faszinierend, dass er melodiös, ohne dabei verkitscht zu klingen und fordernd genug, ohne zugleich zu platt zu werden, spielen kann. erkannt habe ich wenig, nur „mutual codes“ von johannes volk hat shazam mir dankenswerterweise identifiziert, sonst habe ich das tanzen priorisiert.

nthng kombinierte trance mit acid und auch electro. toll auch, gleich mit dem titeltrack aus „ghost in the shell“ anzufangen. ansonsten gut erprobte tracks wie „acid wiss’l“ von dj skull, erneut (wie in der griessmühle im september) „the final frontier“ auf ur und „black sea“ von drexciya sowie „invisible invasion“ vom zweiten scan 7-album auf tresor. da war für die anhänger der detroit-fraktion also einiges dabei.

daze. kann man nur den technisch unsicheren umgang mit breakbeat-tracks ankreiden. aber „heliosphan“ von aphex twin von einem der – so weit lehne ich mich mal aus dem fenster – nicht nur für mich essentiellsten alben elektronischer musikgeschichte (das ich – zugegeben – auch erst beim repress vor gut zehn jahren entdeckt habe) sorgte für einen ziemlich langen gänsehautmoment bei mir, da fällt ein mal hier und da unrunder mix auch nicht negativ ins gewicht.
sonst noch schön: die a1 von der „awakening the sentient“ von oliver ho auf blueprint fast zu beginn und darüber hinaus schien er die „consume iv“ von stenny auf ilian tape so sehr zu mögen, dass er gleich drei tracks im ganzen set spielte – alle, bis auf „westward“. zumindest, als ich unten war. es sei ihm verziehen – die ep ist schließlich auch eine perle im ilian tape-katalog.

tornado wallace war oben zur gleichen zeit für mich die überraschung. electro alter schule, house und disco, schön langsam unter 120 bpm nahtlos ineinandergemischt – den merke ich mir.
gerd hatte für mich einen tollen flow, auch wenn die puristen bemängeln können, dass er nicht in die tiefe gegangen ist. obwohl der vergleich zum set von konstantin sibold und leif müller letztens hinkt, weil’s nicht mal ansatzweise so poppig-hittig war: es hat einfach die party gerockt. da kann man durchaus auch mal „finally“ von ce ce peniston zum schluss spielen, wobei ich annehme, dass er das nicht zum ersten mal getan hat.

bei silent servant hatte ich nicht allzu viel erwartungen, aber das hat mit meinem geschmack zu tun. technisch ist der mann brillant, inhaltlich verharrte er mir meistens zu sehr im austauschbaren dystopisch-industriellen techno-dickicht. hatte mir also zum ziel gesetzt, eher gerd zuzuhören, aber wenn ich denn mal unten war, fand ich’s echt mehr als nur brauchbar.
gut, daran werden nummern wie „ball park“ von joey beltram, „desolate cities“ von 2am/fm oder „vamp“ von outlander ihren anteil gehabt haben. aber irgendwie fand ich das set exemplarisch für die gesamte zeit, in der ich da war: jeder dj hatte seine eigene handschrift und mut zum stilistischen blick über den tellerrand. reichte jedenfalls locker aus, um mich über die zeitspanne zu motivieren.

[berlin / 04.02.2017] berghain: klubnacht

fünf wochen selbstverordnete pause sollen auch mal ihr ende haben. ein glück kommt der ablaufplan mir aber so sehr entgegen, dass ich beim modus des tagsüber ausgehens bleiben kann.

klubnacht

berghain
00h00 len faki
04h00 norman nodge
08h00 stenny live
09h00 skee mask
13h00 andrea
17h00 zenker brothers
21h00 johanna knutsson
01h00 etapp kyle

panorama bar
00h00 paramida
04h00 cleveland live
05h00 jacques renault
09h00 borrowed identity
13h00 konstantin sibold b2b leif müller
17h00 lauer
21h00 roman flügel
01h00 ryan elliott

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
die steht ja seit über einem jahr aus, dabei war das alleine wegen des stilistischen parforceritts von skee mask sowie dem hitgewitter von konstantin sibold und leif müller lohnenswert und damit musikalisch eine der besten klubnächte des jahres.

chronologisch:

– norman nodge: ravig, etwas trancig wie immer, schöne maschinengewehrsalven-kickdrum zum schluss.

– stenny: keine einzige gerade kickdrum, aufbau von eher hörbarem hin zu tanzbarem material. anfangs also eher melodiefixiert (frühe autechre, plaid), später rhythmischer. wäre auch etwas für das albumformat, wobei ich zugeben muss, dass hier der wunsch der vater des gedanken ist.

– skee mask: ich hatte ja gehofft, dass die radikalität des sets vom mai letzten jahres keine einmalige sache war und wurde in der hinsicht absolut nicht enttäuscht. natürlich kommt für meinen geschmack an dem set nichts vorbei, aber ich kann jeden verstehen, der damit seine müh und not hatte. für mich war’s ein permanent mit einem breiten grinsen ausgestreckter mittelfinger in richtung der berghain-geschmackspolizei, die zwar auch mit dem einen oder anderen bekannten track bedient worden ist. aber das eben nur als ausnahme, um die leute kurz anzufüttern und dann gleich wieder mit einem stilwechsel vor den kopf zu stoßen.
um ganz ehrlich zu sein: das klappte flowtechnisch im mai besser, weil er das mixing da weniger über das eq’ing und filtern, sondern über den rhythmus betrieb. andererseits war die zeit von 9 bis 13 uhr auch gut dafür gedacht, die leute zum zuhören zu zwingen.
genregrenzen: quasi nicht existent und damit wasser auf meine mühlen der aktuellen techno-sinnkrise. obwohl: techno gab’s, klar. house: check. electro: wenn man schon mal dabei ist… electronica: na logo. footwork, drum&bass und etwas hardcore zum schluss, dabei immer stilsicher, aber auch mit schalk im nacken.
es war zwar anhand der leereren tanzfläche offensichtlich, dass er polarisiert, aber bei so einem breiten spektrum wundert das nicht. meiner auffassung eines musikalisch interessanten clubabends kommt das momentan sowas von entgegen, dass ich auf dem besten weg zum nicht-objektiven fanboy bin.
trackauswahl:
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– andrea: wäre der slot mit skee mask getauscht worden, wäre ich schon mit dem set zufrieden gewesen. hier gab’s auch raum für experimente, aber dabei wurde das publikum mit rhythmischem unterbau immer ganz gut bei laune gehalten.
kleine trackauswahl:
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– konstantin sibold b2b leif müller: spielten das beste der 80er, 90er und … danach. das war weniger etwas für house- oder disco-feingeister, sondern vielmehr mit einem derben augenzwinkern zu verstehen, und vor allem: es schlug ein. warum auch nicht, wenn man sich mal ein bisschen von allem purismus befreit und sich daran erinnert, was man im radio seinerzeit schon gut fand (und ja, ich habe anno 1997 zur motte/westbam-nummer an der siegessäule getanzt – jetzt ist es raus).
war ungefähr so:
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– lauer: nach stenny mein vizevize-favorit. beim virtuellen decksharking hat shazam regelmäßig versagt, was für viele eigene edits oder gutes digging spricht. disco mit und mit ohne italo, acid-house. würde zwar fast nichts davon nachkaufen, aber es fing die stimmung sehr gut auf und hat die wahrscheinlich durch das sibold/müller-set vor den kopf gestoßene fraktion wieder mit dem sonntag versöhnt.

– zenker brothers: waren mir bislang immer zu funktional, wenn ich sie hörte, aber gerade die electro- oder breakbeat-ausflüge der letzten stunde fand ich sehr gelungen.

– johanna knutsson: anfangs zu trocken und auch gefühlte 20 db leiser als die zenkers. hörte sich aber vielversprechender an, als ich auf dem sprung richtung garderobe nochmal durchging (mit „stupid things i do (new school mix)“ von randomer auf clone basement series).

– roman flügel: habe ich bislang erschreckend selten als dj gehört, mag aber seine tiefenentspannte art, die er am pult ausstrahlt und wie er in aller ruhe ohne hast mit weitsicht sets aufbaut. es war mir aber nach der bereits absolvierten strecke mit der fülle etwas zuviel, so dass ich es beim zuhören beließ.
kleine auswahl:
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[berlin / 01./02.01.2017] berghain: silvester 2016 / erste klubnacht 2017

liebgewonnene rituale pflege ich gerne. obwohl ich prurient sehr gerne gehört hätte, wird das wohl nichts. visiere stattdessen nachmittag bis nachmittag an. im ablauf erwähne ich daher gleich den 2. januar 2017 mit, nicht ohne zu erwähnen, dass man mit dem silvesterstempel am 2. nochmal eintritt zahlt, sobald man nach 23:59 uhr am 1. januar nochmal rausgeht, um später wiederzukommen.

silvester 2016 / erste klubnacht 2017

berghain
sonntag, 1. januar 2017
01h00 fiedel
05h00 ben klock
09h00 etapp kyle
12h30 dvs1
16h00 kobosil
21h00 somewhen
montag, 2. januar 2017
01h00 answer code request
05h00 anthony parasole
09h00 norman nodge
13h00 pete
17h00 len faki
21h00 boris
01h00 marcel dettmann

panorama bar
sonntag, 1. januar 2017
01h00 muallem
05h00 roi perez
09h00 nitam
13h00 margaret dygas
17h00 nick höppner
21h00 efdemin
montag, 2. januar 2017
01h00 honey dijon
04h00 virginia
08h30 tama sumo
13h00 gerd janson
17h00 ryan elliott
21h00 steffi
01h00 nd_baumecker

lab.oratory
sonntag, 1. januar 2017
05h00 chris cruse
09h00 soundstream
12h00 october
15h00 marcus marr
18h00 skatebård
22h00 discodromo

elektroakustischer salon
sonntag, 1. januar 2017
07h00 the orb
11h00 prurient
14h00 martyn
17h00 drama
22h00 massimiliano pagliara
montag, 2. januar 2017
02h00 barker & gonsher

eintritt an der abendkasse
silvester: 36 euro
erste klubnacht: 18 euro (für stempelinhaber von silvester: 15 euro)

nachbetrachtung

fazit vorab: das beste silvester seit dem letzten silvester, aber auch für mich anlass, das feierverhalten zu reflektieren.

gerade mit dem taktisch günstig auf den montag gelegten freien tag stand im voraus für mich fest, dass es überlänge geben kann. nicht unbedingt einstellung alter rekorde, aber 20 stunden hatte ich mir schon vorgenommen.
am ende waren es aufgerundete 24 stunden – brutto in jedem fall, da man gegen 16h45 sonntags in der ticketschlange fast anderthalb stunden warten musste, bis man drinnen war. auffällig: die lockerheit der tür. da bekam jeder mit stempel oder ticket locker-flockige, aber dennoch bestimmte fragen gestellt, und auch drinnen an der garderobe war zwar alles geschäftig, aber nicht unbedingt stressig. mag wohl die nach einem dutzend jahren trotz aufstockung und einzelner wechsel beim personal anerworbene routine sein.

eine gewisse routine stellt sich auch als silvestergast ein, zugegeben. das bereits vorab, indem ich mit der maxime hingegangen bin, nur zu schauen, was der abend so bringen kann und neugierig auf die halle zu sein. erster eindruck, als ich drinstand: hmmm, ziemlich minimalistisch im vergleich zum vorjahr, wo die projektion der pfadfinderei an der rückseite geradezu monumental wirkte. dieses mal laserprojektionen in klaren geometrischen rechteckigen formen. fand ich anfangs fast schon zu puristisch, aber das reifte im verstand schnell – erst recht, da diese vermeintliche kühle durch die zahlreichen beleuchteten blumenvasen zwischen den liegeflächen einen warmen kontrast bekam. das haar in der suppe war nur, dass die halle an sich etwas zu kühl war, um dort länger zu bleiben. fand ich insbesondere bei barker & gonsher schade (erkannt: „?“ von mark pritchard relativ zu beginn und „nine“ von „amber“ aus der feder von autechre relativ zum schluss – das war gegen 12 uhr montagmittag), aber auch massimiliano pagliara sammelte mit „falling“ von julee cruise (richtig, twin peaks) pluspunkte.

auch die panorama bar sah ich nur gelegentlich, wobei nick höppner dort beim ankommen einen gewohnt echt guten job machte.
efdemin war mir später auf dauer zu trocken, honey dijon konnte mich auch nicht so abholen, das klang für mich bei virginia nach mehr hand und fuß.

neben der halle immer der grund, zu neujahr hinzugehen: das lab. und das begeisterte dieses mal schon bei skatebård, aber erst recht bei discodromo. letztere hatten am ende mal eben 16 stunden absolviert und nutzten diese auch, um verschiedene stile zu durchstreifen, von denen italo-disco nur einer war. ein edit von „running up that hill“ am montagvormittag, bei dem zuvor noch oldschool-uk-breakbeats und in der nacht noch ziemlich technoide chicago-sachen liefen, und das alles schön logisch ineinander verwoben – da griff mal wieder die ausgelassene stimmung mit der spielfreude ineinander.

beim berghain gab’s für mich eine längere durststrecke. kobosil bretterte zwar nicht so erbarmungslos wie im jahr zuvor, hatte aber auch eine spielzeit, zu der das auch nicht so geboten gewesen wäre. stattdessen wavig und mit ebm-einschlag, womit er die leute (inklusive mir) richtig gut mitnehmen konnte. daher war der ausflug zu nick höppner auch eher kurz.
zu somewhen war ich schon eher im lab oder der halle zu finden, kehrte aber mit vorfreude kurz vor 1 zu answer code request zurück. dieser kam jedoch auch eine gute dreiviertelstunde nach anpfiff nicht so recht aus dem knick. das tempo eher gemächlich, was ja an sich kein fehler ist, aber um die zeit hätten die leute es wahrscheinlich gerne zwei gänge härter oder treibender gehabt. er deutete in der zeit nicht mal an, dass sich in puncto spannung in absehbarer zeit etwas ändern könnte, immerhin ein paar dickere kickdrums zwischendurch zum anfüttern wären ja schon in ordnung gewesen. schade, er kann es sonst besser.
das ganze lief (muss ich als nicht allzu großer fan zugeben) mit mehr groove und dynamik bei anthony parasole besser ineinander. norman nodge wie häufig gerne mal ravig, und dann gab es ja noch den herrn aus dem hardwax.
ich hatte mir ja vorab schon vorgenommen, einfach nur so lange zu bleiben, wie es die kondition zulässt und bei durchwachsener tagesform seinerseits auch mal vor ende seines sets zu gehen. am ende lief es darauf hinaus, dass ich die zweite hälfte auf der tanzfläche stand und mich zum weitertanzen zwang. nach fast 24 stunden im club und davon 16 auf den beinen kann es schon mal vorkommen, dass die knochen erholungsbedarf anmelden. durch das set wollte ich’s aber wissen, und er glücklicherweise auch wieder. klare zweiteilung: die erste hälfte von der ihm eigenen härte mit den endlich wieder durchdringenden bassdrums geprägt, in der zweiten nahm er druck heraus und setzte einzelne akzente (u.a. mit „british murder boys“ von surgeon, kombiniert mit „lyot“, auch die ersten takte von depeche modes „blasphemous rumours“ waren zu hören). das war zum ausklingen-lassen des besuchs zwar sehr gut, ich hatte aber zu beginn des sets gemerkt, dass gerade diese kompromisslose härte wohl das notwendige adrenalin freisetzt, das die lahmer werdenden beine vergessen lässt.
nichtsdestotrotz: bester mann, natürlich. ich will nicht unnötig übertreiben, aber inmitten der immer noch bei mir herrschenden techno-sinnkrise war das set ein heller lichtstrahl, nach dem ich gerne heimwärts gekrochen bin.

in kompaktform: die favoriten pro floor sind für mich klar – pete, discodromo, barker & gonsher, nick höppner, wobei auch kobosil noch gesondert erwähnt werden sollte.
neujahr bleibt damit an ort und stelle für mich immer noch ein pflichttermin, wobei es hier im nachhinein klüger gewesen wäre, erst zur klubnacht am 2. aufzutauchen. der größte teil des rummels ist dann bereits vorüber und die quote an stammgästen höher, so dass es für alle (inklusive personal) auch angenehmer wird. was jedoch (wie im jahr zuvor) hervorzuheben ist: ich empfand es zu keinem zeitpunkt als überfüllt. klar lag das an lab und halle und sicher war man auch nicht alleine im club. aber auch dies ist bei anlässen wie diesem schon vorher klar.

auch wenn es bei der in diesem jahr erreichten etappe ein ambitioniertes ziel wäre, nicht neujahr an sich, sondern den tag danach noch in vollen zügen mitzunehmen, muss ich mich (um den bogen zur einleitung mit der reflektion meines ausgehverhaltens zu schlagen) fragen, ob es mir der erholungsprozess wirklich wert ist.
als ich dienstag gegen 10 uhr auf dem weg zur arbeit mit der s-bahn vorbeifuhr, waren die jalousien bei der panorama bar noch unten, und nach dem, was man so hört, hat marcel dettmann unten bis 14 uhr gespielt. klar fuhr ich mit etwas wehmut vorbei, aber da gab es auf der anderen seite die erfahrung mit den beiden finalsets vom november / dezember (freddy k / ben klock) im hinterkopf. beide male stand ich montagfrüh im laden mit halb schlechtem gewissen, weil ich einen freien tag ausgerechnet dafür verwendet hatte, mit halb gutem gewissen, weil diese für’s berghain typischen schlussmomente schon aufblitzten. letzteres überwiegt für mich, wenn neben dem publikum auch noch die musik stimmt. über die publikumskonstellation mache ich mir keine sorgen, nach meinen beobachtungen gibt es schon einen harten kern an den gleichen leuten, die stets bis montagmittag dort zu finden sind. bei dem aktuellen zustand von techno bzw. der von mir empfundenen stagnation, in der sich vieles über diverse sets an einem abend wiederholt, ist es für mich mittlerweile eher dem zufall überlassen, tatsächlich ein set zum schluss abzubekommen, das mich überrascht bzw. über mehrere stunden auf dauer fesselt. dadurch hat es beispielsweise marcel dettmann zu meinem vize-lieblingsresident gebracht (auch in kombination mit ben), aber kaum ist man aus dem studium im arbeitsleben, fangen die taktischen überlegungen an. demnach muss sich das schon lohnen, den montag freizunehmen – das war früher noch einfacher, als sonntagnachmittag/-abend schluss war.

ich hätte dies gerne weniger taktisch und vor allem ist mir momentan nicht danach, die besuche stets über die 20-stunden-grenze kommen zu lassen. um das ende von 2016 war die kombination aus alldem auch anlass für den entschluss, das ausgehverhalten zu hinterfragen und anzupassen.
gut, der plan, die wochenenden im januar außerhalb von clubs zu verbringen, hat rückwirkend, wo ich diese zeilen am 28. januar schreibe, mit kurzbesuchen im blank, der renate und auch zur staub ja wirklich toll geklappt. was aber wichtiger ist: die marathonstrecken mit 16+x stunden sollen nicht zur regel werden. weniger ist in hinblick auf konzentrationsfähigkeit hier definitiv mehr, daher reicht es gut und gerne aus, das berghain lieber von sonntagfrüh bis -abend mitzunehmen und nach 12 stunden einen haken zu machen. weiterhin bin ich gespannt darauf, was die freitage an ort und stelle in 2017 zu bieten haben (u.a. giegling ende märz). das brächte zwar unter umständen wieder durchmachen nach einer arbeitswoche mit sich, lässt aber mehr raum zur erholung. ausschließen möchte ich das erneute herantasten an diese langstrecken nicht (im gegenteil: das wird schon wieder passieren), aber nach bald 20 jahren in clubs kann ich auch mal auf den müden kopf hören und einfach gehen. man verpasst sowieso immer irgendwas, genauso wiederholen sich tolle momente – da muss also nichts in die länge gezogen werden.

[berlin / 10.12.2016] berghain: zwölf jahre berghain

montag ist schon wieder vorsorglich frei, da steht der jährlichen teilnahme an der generalprobe für silvester nichts im wege. wird sich zwar ohne pause(n) zwischendurch nicht machen lassen, aber die vorfreude auf die halle und tatsächlich auch auf das finale im berghain ab 20 uhr ist groß.

zwölf jahre berghain

berghain
00h00 solaris
04h30 barker & baumecker
06h00 koehler
10h00 phase fatale
15h00 dj nobu b2b the black madonna
20h00 surgeon live
22h00 marcel dettmann
02h00 blawan
07h00 ben klock

panorama bar
00h00 fort romeau
04h00 gonno
08h00 andy butler
11h00 byron yeates
15h00 dj yamaho
19h00 dinky live
20h00 justin strauss
00h00 steffi
05h00 virginia

elektroakustischer salon
07h00 nina
11h00 renaat
15h00 cristian vogel live
19h00 søs gunver ryberg live
21h00 sigha

eintritt
20 euro

nachbetrachtung
ging dann doch mit einer pause zwischendurch, aber dennoch asymmetrische verteilung: erstbesuch von 3:30-6:00 uhr, der zweite von 17:30-13:30, da spielte ben klock den rausschmeißer („follow me“ von parris mitchell, zuvor noch der carl-craig-remix von „kill 100“, original von x-press 2, der schon in diversen len-faki-sets der sichere treffer war).
zum baulichen: die doppelstöckige garderobe ist fertig, zwar ein wenig zu hell geworden, aber das lässt sich mit dunkleren neonröhren noch zurechtrücken. eine große entlastung ist sie allemal: habe bei hochbetrieb zu beginn meiner zweiten schicht nicht mal zwei minuten oben warten müssen, um meine tasche abzugeben und sie damit gleich mal eingeweiht.

die favoriten der jeweiligen schichten sind zwar für stammleser irgendwie vorauszusehen, teilen jedoch eine gemeinsamkeit: in den ersten zweieinhalb stunden war es tatsächlich das berghain, in den zweiten 20 (mal wieder) die halle. unnötig zu erwähnen, dass letztere den experimenten vorbehalten ist, aber die gemeinsamkeit besteht tatsächlich darin, dass es in meiner ersten berghain-schicht alles andere als ware von der stange gab.
das ließ sich schon bei der letzten stunde von solaris spüren, die wenigstens zur hälfte breakbeats mit industrial-hintergrund spielte. zwar technisch mit abzügen in der b-note, die hälfte der übergänge passte aber und den rest konnte sie mit den filtern gut überbrücken. aus sicht des ableton-perfektionisten ist das sicher hochnäsig, weil die nervosität damit ein dicht gespanntes netz bekommt, das sie nicht hatte. von daher werfe ich vom glashaus aus mal besser nicht mit steinen und respektiere lieber den mut zum (inhaltlichen) risiko frei von offensichtlichen hits (ich kannte jedenfalls nichts, was aber auch nichts heißen muss) als mich über nicht 100%ig sitzende übergänge zu echauffieren.
mich hat es jedenfalls überrascht, dass die (zumindest dem klischee nach) zu der uhrzeit versammelte touristenmeute doch ganz gut darauf einstieg. der anteil an gays legte jedoch nahe, dass einige aus alten tagen wieder mal vorbeigeschaut haben.
barker & baumecker mit arbeitsteilung: sam am sampler, nd an den cdjs. da es ein live/dj-hybrid war, verschwommen damit die grenzen zwischen den elementen. ganz sicher erkannt: „club entropicana“ von „turns“, und wenn mich nicht alles täuscht, war „encipher / decipher“ auch mit dabei. letztendlich nebensächliche details, denn vielmehr zählt, dass auch die beiden vom pfad der geradeaus marschierenden kickdrum abkamen, das jedoch immer mit einem nicht-kitschigen melodischen unterbau zu unterfüttern wussten, der das publikum gut bei laune hielt. für mich war es daher (insbesondere nach der kritik, die sich skee mask nach seinem set vom mai diesen jahres gefallen lassen musste) schön zu sehen, dass durchaus unkonventionelles um die uhrzeit gut funktionieren kann. ein kleines haar in der suppe war der schluss, bei dem sie während eines breaks bei gleißend hellem licht anlauf für einen fulminanten schlussakkord zu nehmen schienen, zu dem die meute auch willig genug schien. das inferno mit attacken im tieftonbereich blieb jedoch aus, so dass das set eher gemütlich ausklang. gut, kann man auch als bruch mit konventionen auslegen, aber hin und wieder kann man den eingespielten dramaturgischen abläufen auch folgen und sich zum schluss hin nochmal belohnen.
egal, bleibt so oder so für mich der höhepunkt der zwei schichten.

vor beginn der zweiten sank die laune angesichts der gästelisten-/stempelschlange von ostgut-ton-nacht-ausmaßen erstmal in den keller. ich war eh schon etwas später dran als geplant und dachte mir, dass ich herrn vogel so ab ca. 16 uhr mitbekommen könnte. stattdessen stand ich um 16 uhr bei kälte und regen erstmal in höhe des gartens und stellte mich auf vier stunden wartezeit ein. es kam jedoch nicht so schlimm wie befürchtet: der regen verzog sich wieder und es waren dann doch „nur“ anderthalb stunden – es wurde also ziemlich zügig abgearbeitet.
direkt an the black madonna und dj nobu vorbei zur halle, die mit laser und transparentem stoff an der decke dort sowas wie einen sternenhimmel bot. die holzdekoration erinnerte ziemlich an tannenbäume, ansonsten gab es die bekannten holzbänke mit den weißen matten drauf – und ein set von cristian vogel mit bestechend guter qualität obendrauf (nach barker & baumecker dicht folgender zweiter favorit, aber ich bin ja auch nicht objektiv, zugegeben). der wechselte zwischen seiner never engine, einem modularsystem und auch cdjs, so dass sprachkollagen sich mit drones oder sporadischen melodiesprenkseln abwechselten und wirkte dabei so, als ob er nach seinem abschied von den tanzflächen der clubs ein echt passendes neues heim gefunden hat. er machte auch etwas länger und spielte noch sein „cancion sintetica“ vom „specific momentific“-album (oder aus „enter the void“ – je nachdem), ein weiterer gänsehaut-moment. schade, dass ich die größere erste hälfte verpasst habe.

ab zu the black madonna und dj nobu, um schon einen platz für surgeon zu haben. man kann nicht sagen, dass es besonders leer gewesen wäre, aber wie schon beim letzten sonntag empfand ich das nicht als unangenehm. entweder weil die halle eine menge abfederte oder ich mich mental schon vorab darauf eingestellt hatte, dass es eh voll wird und man eben nicht zu solchen anlässen ausgehen soll, wenn einem nicht nach sowas ist. ich hab ja immer noch die theorie, dass die tür frühzeitig aufhört, weitere oder ihnen nicht bekannte leute hineinzulassen. eine schlange gab es für den rest des abends jedenfalls nicht mehr.
das duo sparte in seiner letzten halben stunde jedenfalls nicht an hits: „never grow old“, „from sea to sea“ von voiski als vorletzter, gefolgt von „nous sommes mmm“ als letzter track. keine ahnung, ob der rest ähnlich auf nummer sicher ging. dem publikum gefiel’s und eine halbe stunde reicht bei weitem nicht aus, um ein fünf-stunden-set beurteilen zu können.
surgeon mit mittlerweile bekanntem modular-setup, der in seinen zwei stunden für mich solide unterhaltung lieferte – aber leider nicht mehr. um die kritik gleich mal vorab zu relativieren: ich habe großen respekt vor produzenten, die sich durch ihre technischen mittel eingeschränkt fühlen und neue wege beschreiten wollen. das ist in seinem fall mit der integrierung von modularsynthesizern und der sukzessiven verdrängung von ableton live auch geschehen und vom kurzzeitigen herumspielen an einem kleinen modularsystem weiß ich, wie kompliziert diese materie ist und dass man sich (gerade als ungeübter) gut darin verlieren kann. er hat’s definitiv geschafft, damit ein set abzuliefern, das sich ab der zweiten hälfte nicht in einem undefinierbaren wirrwarr an sequenzen verliert und immer versucht, mit breaks und charakteristisch stolpernden rhythmen eine dynamik hineinzubringen. es gibt für mich nur ein problem im vergleich seiner neueren versus der noch von ableton live geprägten produktionen, das man auch ganz gut zwischen den beiden letzten alben („breaking the frame“ und „from farthest known objects“) festmachen kann: mir kommt die dramaturgie innerhalb eines seiner mit modularsetup produzierten tracks ungefähr so vor wie die dynamik eines stücks, das mit hinblick auf den loudness war gemastert wird. sprich: der unterschied zwischen richtig leisen und richtig lauten passagen ist zwar spürbar, aber zwischen „durchschnittlich und richtig laut“ findet viel auf einer subjektiv immer gleichbleibend empfundenen lautstärke statt, die das ohr eher ermüdet. in den zwei stunden im berghain war’s stets die gleiche kickdrum, stets die gleich klingenden hihats, eher wurden die modularsequenzen mal mehr und mal weniger geringfügig geändert. das ist je nach erwartungshaltung auch völlig ok – jeder, der mit liebe zum detail zugehört hat, wird damit glücklicher gewesen sein als ich. mir hat jedoch im druck die variation gefehlt – eine bassline, welche die kick noch mehr anschiebt und den tieftönern der funktion one mehr arbeit verschafft hätte. er hat ja in der vergangenheit bewiesen, dass er tracks produzieren kann, die nach einer gewissen phase noch eins draufsetzen können, aber so wirkte das auf mich über die zwei stunden hin seltsam statisch. gut möglich, dass er sich da zumindest im techno-kontext erst noch finden muss. für mich klingen seine aktuellen ambient/drone-produktionen unter seinem bürgerlichen namen wesentlich reifer, wäre an sich auch etwas für die halle.

keine ahnung, warum marcel dettmann mich nicht gleich von beginn an packen konnte, das lag wohl eher an mir, der sich nach surgeon eine richtige breitseite erhofft hatte. sigha war nebenan mit cdjs und modularsystem als ergänzung zugange und dabei auch zu mitternacht hin fast tanzbar. hat jedenfalls mit „cloud“ von roly porter für einen „der“ momente gesorgt und marcel dettmann mit „la rock 01“ von vitalic als letztem track ebenfalls, der sich wohl zum aktuellen markenzeichen entwickelt.
blawan zeigte im anschluss, dass man mit tools überaus dynamische, interessante sets spielen kann. das brachte für mich jedenfalls die richtige mischung aus zügel anziehen und wieder loslassen mit, die mir bei surgeon (und auch sonst nicht selten auf techno-tanzflächen in den vergangenen monaten) fehlte. auch wieder nichts erkannt, außer der b1 von der killa bite 2.
wie man schon merkt, waren die ausflüge nach oben eher kurz. steffi habe ich kurz zwischen 3 und 4 gehört, was gewohnt gut ausgesuchter techhouse war. zu virginia habe ich dann auch nur die übergabe mitbekommen.
also ben klock: für mich immer noch die verkörperung des berghain-konsens. damit sei vorweggenommen, dass er es auch mit dem set nicht geschafft hat, sich aus dem guten durchschnitt herauszuspielen. technisch immer noch eine liga für sich, dagegen ist nichts zu sagen. aber selbst in dem schon leicht übermüdeten, durch mate jedoch angepeitschten zustand bot er mir inhaltlich zwischendurch zu viel berechenbares, nachdem er überaus interessant mit acid begonnen hatte. die mitte war aber von ziemlich trockenen tools geprägt, wobei ich hoffte, dass das genau das richtige wäre, um mich ohne groß nachzudenken einfach nur maschinell bewegen zu können. gut zu wissen, dass bei den ansprüchen zwischen dem ziemlich und weniger fitten zustand meinerseits dann doch keine unterschiede zu bestehen scheinen und abwechslung bei gleichzeitiger tiefe mich in beiden phasen am besten bei laune halten können.
das gelang ben in den letzten zwei stunden auch besser, aber da kamen dann auch die hits. „thoughts“ von green velvet, „dark & long“ von underworld sind da auf der plus-seite, „just close your eyes“ von gecko leider auf der minus-seite, aber eine seltene perle wie „trak 3“ von octave one glich das direkt danach wieder aus.

und hat es sich gelohnt, dafür einen arbeitstag zu opfern? zugegeben, das schlechte gewissen nagte schon an mir, als sich abzeichnete, dass es doch ein recht sonniger tag wird. musikalisch hätte ich auch nicht viel versäumt, wenn ich um 7 uhr montagfrüh gegangen wäre. von der atmosphäre her lohnen sich gerade die letzten stunden jedoch nach wie vor – auch wenn man diese doch ziemlich kaputte szenerie verdauen muss. keine ahnung, ob es eine strategie von betreiberseite aus oder ein zeichen dafür ist, dass der hype etwas abflaut. für mich war der schluss gegen 13:30 uhr, bei dem die tanzfläche noch mehr als zur hälfte gefüllt war und man daher bei ben durchaus mit weiterer überlänge bis in den montagnachmittag hinein rechnen konnte, durchaus adäquat, aber manchen wohl zu früh. sollte eine strategie dahinterstecken, finde ich es ganz ok, nicht immer nach mehr streben zu wollen. hat zwar auch etwas von bevormundung, da man manche schon vor sich selbst schützen muss, kocht aber auch die emotionen etwas herunter, wonach das berghain zu einer art ersatzreligion verklärt wird.
insgesamt fand ich den 12. geburtstag schön unaufgeregt. positiv anzumerken ist, dass musikalische experimente im berghain (barker & baumecker, solaris) durchaus vom publikum goutiert werden, die halle ist und bleibt eine perle und die publikumskonstellation müsste manchen an die anfangszeiten erinnert haben, da viele gays und kostümierte den weg zum wriezener karree gefunden hatten und damit einen schönen kontrast zum sonst herrschenden schwarz boten. auch wenn’s auf der tanzfläche mal voller war (wie sonntagabend bei surgeon oder blawan): ich fühlte mich da wesentlich wohler als noch vor einem jahr, weil die leute wieder mehr auf das zu achten scheinen, was um sie herum passiert. exemplare mit nachhilfebedarf in puncto umsicht gibt’s immer, aber da ließ sich stets ein anderer platz finden.
dennoch: den schluss muss ich unten nicht zwingend mitnehmen – zumindest nicht bei den protagonisten im line-up, auf die sich viele einigen können, die mir jedoch bei dem status quo in sachen techno keine oder nur wenig impulse liefern können. das ist eine etage höher bei hereinscheinendem tageslicht etwas anderes. zwar auch davon abhängig, wer an den reglern steht, aber aufgrund der fast schon jahrzehntelangen fokussierung auf techno ist die chance, dort anderes zu hören, einfach größer.
kurzum: im 13. jahr wird’s für mich auch reichen, den sonntag tagsüber bis zum abend mitzunehmen. sonst bin ich gespannt, ob die freitage weiterhin ausgebaut werden – wobei das eher sogar ein wunsch ist.